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E.ON macht restlichen Gazprom-Anteil zu Geld

Der hoch verschuldete Energiekonzern E.ON hat seinen Restanteil am russischen Gasriesen Gazprom für 3,4 Mrd. Euro versilbert.
Ein Paket von 2,7 Prozent übernehme die russische Staatsbank VEB, teilte der größte deutsche Versorger am Mittwoch mit. Die übrigen 0,8 Prozent seien am Markt veräußert worden. E.ON-Chef Johannes Teyssen kündigte an, die Einnahmen zum Schuldenabbau und für strategische Investitionen zu nutzen. Die Strategie im Russland-Geschäft werde durch den Ausstieg aber nicht verändert. E.ON hatte 2003 im Zuge der Ruhrgas-Übernahme Anteile an Gazprom miterworben.

Der Verkauf an VEB solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, erklärte der Düsseldorf Konzern. Damit könnte der Versorger die Einnahmen noch im laufenden Geschäftsjahr verbuchen. Mit dem Verkauf der beiden Pakete in Höhe von insgesamt 3,5 Prozent erzielt E.ON einen Buchgewinn von 2,5 Mrd. Euro. “Der Verkaufserlös bringt uns unserem Ziel, bis Ende 2013 rund 15 Mrd. Euro durch Desinvestitionen und Portfoliooptimierungen zu erzielen, einen großen Schritt weiter”, sagte Teyssen.

Der 51-Jährige hatte im Mai die Führung des Energiekonzerns von Wulf Bernotat übernommen. Unter diesem war E.ON in Südeuropa, Skandinavien und Russland auf Einkaufstour gegangen. Der Versorger hatte danach zwar milliardenschwere Geschäfte wie das deutsche Höchstspannungsnetz oder die Stadtwerketochter Thüga veräußert. E.ON drücken aber immer noch Schulden in Höhe von 45 Mrd. Euro – deutlich mehr als etwa dem Konkurrenten RWE, der mit 28 Mrd. Euro bei seinen Gläubigern in der Kreide steht.

Die E.ON-Aktie weitete nach der Verkaufsmitteilung ihre Gewinne aus und lag 1,3 Prozent im Plus bei 22,39 Euro. Gazprom-Papiere verteuerten sich um drei Prozent.

Aus E.ON-Kreisen war bereits vor geraumer Zeit verlautet, dass das Gazprom-Paket zur Disposition steht. Es habe weder eine große strategische Bedeutung, noch biete der mit der Beteiligung verbundene Sitz im Verwaltungsrat von Gazprom unverzichtbare Vorteile. Der Verkauf der Papiere an VEB war auch Thema während des Besuchs des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin Ende vergangener Woche in Berlin. E.ON hatte ursprünglich 6,4 Prozent an Gazprom gehalten. Einen Anteil von 2,9 Prozent hatte der Versorger bereits 2009 für eine Beteiligung an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje eingelöst.

“Mit dem Verkauf der Gazprom-Aktien ist keine Veränderung unserer Russland-Strategie verbunden”, erklärte E.ON. Der Konzern bleibe dort im Strom- und Gasgeschäft aktiv. Teyssens Vorgänger Bernotat hatte für über vier Mrd. Euro den russischen Stromerzeuger OGK-4 gekauft. E.ON ist zudem wie auch der Chemiekonzern BASF Partner der 7,4 Mrd. Euro teuren Ostsee-Pipeline, durch die ab 2011 Gas von Sibirien nach Deutschland und weitere Staaten in Westeuropa strömen soll.

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