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Düsterer Klima-Ausblick: Das passiert mit Vorarlberg

Schon heute ist die Klimakrise in Österreich angekommen
Schon heute ist die Klimakrise in Österreich angekommen ©VOL.AT|Greenpeace|APA
Die gegenwärtigen Auswirkungen des Klimawandels in Österreich hat Greenpeace auf Basis von Analysen des Climate Change Centre Austria (CCCA) in einem 28-seitigem Report analysiert und mit Fotos dokumentiert.

"Im Westen schmelzen unsere Gletscher, sterben unsere Almen und die Berge drohen auseinanderzubrechen. Im Osten kämpfen wir mit Hitze, Dürre, Stürmen", warnte Kampagnendirektorin Sophie Lampl.

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Die Klimakrise ist längst in Österreich angekommen, schrieb Greenpeace und selbst der Neusiedlersee trocknet immer weiter aus, hieß es weiter. Diese Aussage basiert auf einer Studie des Instituts für Meteorologie der Universität für Bodenkultur, die eine vollständige Austrocknung des Sees in den nächsten Jahren als reale Bedrohung registriert hat. Die Mitarbeiter der NGO haben für allen neun Bundesländer neben der aktuellen Lage auch einen Ausblick für die Zukunft prognostiziert.

Zwei Szenarien

Dabei wurde aufgrund der CCCA-Daten einerseits ein Szenario berücksichtigt, bei dem sich bis 2100 nichts an der aktuellen Situation ändert, wie auch eines, bei dem eine Reduktion der Treibhausgasemissionen zu einem geringeren Temperaturanstieg in der Zukunft führen kann.

Am Beispiel Vorarlberg ging man so beim Negativ-Szenario von einem Temperaturanstieg von 4,2 Grad Celsius aus, bei einem "einem sehr moderaten Klimaschutz-Szenario" - dies geht von einer Reduktion der Treibhausgase um die Hälfte bis ins Jahr 2080 aus - könne im westlichsten Bundesland der Anstieg bis Ende des Jahrhunderts aber auf rund 2,3 Grad eingedämmt werden. Ähnliche Unterschiede ergaben sich für alle neun Bundesländer.

APA

Die Klima-Krise in Vorarlberg

Die Erderhitzung wird in Vorarlberg auch in den nächsten Jahren zunehmend spürbar werden: In einem weiter-wie-bisher-Szenario - ohne Reduktion der Treibhausgasemissionen - wird es bis 2050 einen Anstieg der Temperaturen in Vorarlberg um 1,2 Grad Celsius bis zu 1,4 Grad Celsius geben. Ändert sich bis 2100 nichts an der aktuellen Situation, dann wird die Temperatur um extreme 4,2 Grad Celsius ansteigen. Eine Reduktion der Treibhausgasemissionen in einem sehr moderaten Klimaschutz-Szenario kann den Temperaturanstieg bis Ende des Jahrhunderts auf rund 2,3 Grad Celsius eindämmen, heißt es in der Studie.

Die Folgen der Erderhitzung auf Vorarlberg im Überblick

Vorarlberg hat zusammen mit Salzburg und Tirol den größten Anteil am alpinen Raum in Österreich. Daher ist auch Vorarlberg mit zahlreichen Gletschern besonders stark von der Gletscherschmelze betroffen.

Sichtbare Auswirkungen der Gletscherschmelze (v.l.) 2011, 2014, 2016 und 2018. ©APA/ÖAV/M. Strudl

Ursachen dafür sind einerseits die hohen Temperaturen, andererseits der zu geringe Niederschlag. Durch das Abschmelzen des Eises nimmt die freiwerdende, dunkle Oberfläche der Berge die Wärme der Sonnenstrahlen auf, statt sie zu reflektieren, was ein noch schnelleres Abschmelzen begünstigt. So hat etwa die Silvrettagruppe bereits 22 Prozent ihrer Gletscherfläche an den Klimawandel verloren.

Ein weiteres Problem im alpinen Raum ist das Auftauen des Permafrosts, das die Stabilität der Böden verringert. Die Wetterereignisse werden extremer und es kommt vermehrt zu Starkniederschlägen, die die Böden erodieren, weil sie die Wassermassen nicht aufnehmen können und von ihnen weggespült werden.

Auch die Ausbreitung zahlreicher neuer Schädlinge, Pilze und Krankheiten auf die Tier- und Pflanzenwelt Vorarlbergs ist auf die Klimakrise zurückzuführen. Durch die steigenden Temperaturen und milderen Winter gelingt es neben dem Borkenkäfer auch dem invasiven Pilz “weißes Stengelbecherchen” sich in den Wäldern zu verbreiten. Dieser Pilz ist für das Triebsterben der Eschen verantwortlich.

Almensterben und wandernde Baumgrenze in Vorarlberg

Österreichweit gibt es Stand 2016 8.100 Almen, 525 Almen davon sind in Vorarlberg beheimatet. Somit trägt das Ländle einen großen Teil zur heimischen Almwirtschaft bei. Generell gibt es jedoch einen Rückgang der Almen in ganz Österreich, 1986 gab es in Vorarlberg etwa noch 944 Almen. Die ansteigenden Temperaturen verändern die Almen drastisch. Sie begünstigen das Wachstum von Büschen und anderen Pflanzen. Die Nutztiere können den 20 prozentigen Anstieg an Futtermenge nicht bewältigen, heißt es in der Greenpeace-Studie.

Eine Folge der Erderhitzung in Vorarlberg: Rückgang der Almen. Sommer 2019 © Greenpeace / Mitja Kobal

Die Biodiversität dieses sensiblen Ökosystems droht so zu verschwinden. Auch der Anstieg der Baumgrenze dank der Temperaturzunahme hat negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Die Arten- und Lebensraumvielfalt, ist nur mit einer ausgewogenen Bewirtschaftung der Almen zu schützen. Eine weitere sehr bedeutende Funktion der Almen, droht verloren zu gehen: Die Almbauern sorgen mit ihrer fachgerechten Bewirtschaftung der Almen für Schutz vor Naturgefahren. Die Durchwurzelung der Böden sorgt für Stabilität und Wasserspeicherfähigkeit. Das Auflassen der Almen und die Verbrachung der Flächen erhöht die Gefahr für Siedlungsbereiche im Tal durch Lawinenabgänge und Murenabgänge.

Österreich überdurchschnittlich betroffen

Zusammenfassend hat Greenpeace die gesamte Lage in Österreich dahin gehend beschrieben, dass im Westen vor allem alpine Landschaften leiden.

"Gletscherschmelze, tauende Permafrostböden und sterbende Almen sind die Folgen der Klimakrise in Vorarlberg, Tirol und Salzburg", schrieb die NGO.

Die Gletscher in Österreich verlieren immer mehr Eismasse. Sommer 2019 © Greenpeace / Mitja Kobal

In Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark zeitigt sich der Klimawandel hingegen mit Dürre, Waldsterben und Extremwetterereignissen wie Hagel oder Stürmen und Landwirte seien hier die größten Leidtragenden.

Waldbrand in der Gemeinde Zell-Freibach im Juni 2019. Sommer 2019 © Greenpeace / Mitja Kobal

Der Osten mit Niederösterreich, Wien und dem Burgenland ist wiederum von extremer Trockenheit und Hitze geprägt, diese Region leide zudem auch unter Starkregen und Hochwasser.

Der Neusiedlersee könnte bei steigenden Temperaturen in den nächsten Jahren vollständig austrocknen. Sommer 2019 © Greenpeace / Mitja Kobal

"Schon heute ist die Klimakrise in Österreich angekommen, deutlich in jeder dieser Regionen zu spüren und hat in jedem einzelnen Bundesland unterschiedlich fatale Folgen", heißt es im Bundeslandreport von Greenpeace. Die NGO betont, dass Österreich ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich von der Erderhitzung betroffen ist: Während die globale Durchschnittstemperatur seit 1880 um knapp ein Grad Celsius angestiegen sei, ist der Anstieg in Österreich mit rund zwei Grad doppelt so hoch. "Klimaschutz muss endlich Priorität in der Politik haben. Nur so können wir das schützen, was uns lieb ist: unsere Berge, unsere Wälder und unsere Seen", forderte Lampl.

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