Die ÖSV-Herren hatten bei diesem Klassiker einmal mehr keine Chance und schlitterten im wahrsten Sinne des Wortes in ein kleines Debakel. Stephan Görgl belegte als bester Österreicher mit 1,99 Sekunden Rückstand Rang neun, Marcel Hirscher wurde 18. Benjamin Raich schied im ersten Durchgang aus.
Die Österreicher und ihr Material kamen mit den extrem eisigen Verhältnissen überhaupt nicht zurecht, Cheftrainer Mathias Berthold wollte jedoch keine Ausreden hören. “Wir brauchen keine Ausreden. So billig dürfen wir es uns nicht machen. Das war heute einfach zu wenig”, stellte der Vorarlberger klar. Dabei hatten die ÖSV-Läufer heuer extra mit den Italienern auf dem Karerpass in Südtirol trainiert, um sich auf die extremen Verhältnisse einzustellen.
Auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel redete nicht lange um den heißen Brei herum. Die Tatsache, dass es in Alta Badia seit 1997 keinen ÖSV-Sieger im Riesentorlauf gegeben hat, wurmt auch den “Big Boss”. “Heute hat leider vieles nicht gestimmt. Wir hatten keine optimale Abstimmung, und das passiert uns da leider öfter. Aber wir werden dieses Rennen gewinnen, am besten schon im nächsten Jahr.”
Ligety ließ sich auch von diesen Bedingungen nicht aus der Spur bringen. “Das ist verrückt. Es ist der Traum jedes Riesentorläufers, diesen Klassiker zu gewinnen. Ich könnte nicht glücklicher sein”, freute sich Ligety, der zum ersten Riesentorläufer mit drei Saisonsiegen en suite seit Hermann Maier (2001) avancierte.
Zu seinem Erfolgsgeheimnis meinte Ligety: “Mein körperlicher Zustand ist um einiges besser als in den vergangenen Saisonen. Und meine Ski sind überragend.”
Für Richard war Rang zwei eine Wiedergutmachung für den bitteren Saisonauftakt, denn der 31-Jährige war beim abgebrochenen Eröffnungsrennen in Sölden in Front gelegen. Auch in Alta Badia führte Richard nach Lauf eins, am Ende hatte er jedoch 0,14 Sekunden Rückstand auf den großen Saison-Dominator.
Görgl war mit seiner Leistung hoch zufrieden. “Wenn mir jemand im Vorfeld gesagt hätte, dass ich Neunter und bester Österreicher werde, dann hätte ich das dankend angenommen”, so der Steirer. Hirscher dachte, dass er mit dem Alta-Badia-Ski aus dem Vorjahr gut gerüstet sei. “Aber dem war nicht so. So ein Eis habe ich noch nie erlebt. Ich bin ja da, um zu lernen. Jetzt weiß ich, dass ich bei diesen Bedingungen noch lange nicht perfekt bin”, sagte der 21-jährige Salzburger.
“Eislaufschuhe wären heute besser gewesen, es war wie auf einem Spiegel”, meinte Philipp Schörghofer, der nicht über Rang 23 hinauskam und stinksauer war. “Ich habe mir brutal schwergetan, andere aber anscheinend nicht”, gestand Schörghofer aber auch ein.
Für Raich bleibt Alta Badia eine der wenigen Weltcup-Stationen, in denen er noch nicht gewonnen hat. “Heute hat mich die Gran Risa leider abgeworfen, aber ich mag sie trotzdem. Es war ein sehr schwieriges Rennen auf einer extrem eisigen Piste”, sagte Raich nach seinem Innenskifehler und Ausfall im ersten Durchgang. Die Abfahrt in Bormio wird der Tiroler auslassen, Raich wird sich stattdessen voll aufs Training konzentrieren.
Der Herren-Weltcup macht nur eine kurze Weihnachtspause, für die Abfahrer steht bereits am 27.12. das erste Bormio-Training auf dem Programm.