AA

"Drill, baby, drill": USA werden zum Ölförderer Nummer eins

Garanten für den Ölreichtum sind vor allem die Bundesstaaten Texas und North Dakota.
Garanten für den Ölreichtum sind vor allem die Bundesstaaten Texas und North Dakota. ©AP
Als Barack Obama im Jahr 2008 um die US-Präsidentschaft kämpfte, war Amerikas Abhängigkeit vom ausländischen Öl eines der zentralen Themen. Es herrschte Panik vor den Konsequenzen, wenn es mit der Produktion im eigenen Land steil bergab geht. Sein damaliger Gegner John McCain versprach lauthals eine Politik nach dem Motto "Drill, baby, drill" (Bohre, Baby, bohre).
Russland, Syrien unterzeichnen Öl-Deal

Der Republikaner wollte alles aus Amerikas Ölquellen herausquetschen, was nur ging. Obama hingegen, der sich den Wählern lieber als Klimaschutz-Präsident vorstellte, ließ von solchen Ankündigungen ab.

Obama schwärmt über Öl-Boom

Von dieser Zurückhaltung ist längst nichts mehr zu merken. Über den Öl-Boom in den USA gerät Obama regelrecht ins Schwärmen. “Das erste Mal in fast zwei Jahrzehnten produzieren wir hier zu Hause mehr Öl, als wir vom Rest der Welt kaufen”, sagte er jüngst bei seiner Pressekonferenz zum Jahresausklang. Nach den Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) dürften die USA schon 2015 und damit ein Jahr früher als erwartet zum größten Ölproduzenten der Welt aufsteigen – noch vor Russland und Saudi-Arabien.

Zauberwort Fracking

Fracking ist das Zauberwort. Bei der umstrittenen Methode werden tiefliegende Gesteinsschichten angebohrt und das dort lagernde sogenannte Schiefergas und -öl mit Hilfe von Chemikalien gelöst. Während Umweltschützer die Methode verdammen, weil sie um das Grundwasser fürchten, lieben Industrievertreter das Fracking. Denn mehr Öl bedeutet niedrigere Preise. Ein guter Teil des fragilen US-Wirtschaftsaufschwungs nach der Krise 2008/2009 beruht auf dieser billigen Energie.

Und so lässt Obama immer mehr Ölfelder und Bohrinseln genehmigen. Die staatliche US-Energieinformationsagentur (EIA) schätzt, dass in den USA 2016 jeden Tag 9,5 Millionen Barrel Rohöl gefördert werden – fast doppelt so viel wie 2008. Heute sind es nach einem rasanten Anstieg schon knapp 8 Millionen. Der Boom soll die Preise unter 100 US-Dollar halten, konkret kommt die EIA in ihrer Prognose auf 92 Dollar pro Barrel im Jahr 2017. Bis 2040 steige der Preis dann auf 141 Dollar an – das ist weit entfernt von einer Kostenexplosion.

Stimmung der US-Verbraucher hellt auf

Nicht nur die energieintensiven Industrien freut dies. Auch für die Stimmung der US-Verbraucher spielt der Preis an der Tankstelle eine entscheidende Rolle: Denn je weniger Geld die Amerikaner für Sprit ausgeben müssen, desto mehr ihres Einkommens bleibt ihnen für andere Anschaffungen übrig. Nachdem die Preise für die Gallone (3,79 Liter) zwischenzeitlich auf über 4 Dollar geklettert waren, lagen sie nach Angaben der EIA zuletzt im Schnitt bei 3,24 Dollar. Das sind umgerechnet 86 Eurocent pro Liter.

Garanten für den Ölreichtum sind vor allem die Bundesstaaten Texas und North Dakota. In letzterer Region werden Hunderttausende Barrel Schieferöl pro Tag mittels Fracking gefördert. Obama will aber “nicht in jedem Quadratzentimeter dieses Landes bohren” – ohne Rücksicht auf die Umweltschäden durch die technisch immer aufwendigere Gewinnung. Er setzt deswegen zusätzlich auf Förderung von Solar- und Windkraft sowie Biodiesel, will zugleich milliardenschwere Subventionen für Öl- und Gasunternehmen abschaffen.

USA als Rohöl-Exportnation?

Dennoch ist es ökonomisch und geopolitisch für das Weiße Haus mehr als vorteilhaft, den Energiehunger immer weniger mit Importen decken zu müssen. Nicht nur verbessert sich die Handelsbilanz deutlich, auch macht es die US-Konjunktur weniger “von etwas abhängig, was auf der anderen Seite der Welt passiert”, etwa Unruhen in Nahost, wie Obama es ausdrückt. Bis 2016 werde der Import von Flüssigbrennstoffen auf 25 Prozent des totalen US-Bedarfs fallen, schätzt die EIA.

Es bestehen mittlerweile so geringe Sorgen vor einem Öl-Engpass, dass die Industrie und auch einige Politiker bereits fordern, das 1975 verhängte weitgehende Verbot von Rohöl-Exporten zu lockern. Die Raffinerie arbeiteten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze und könnten oft mit dem Schieferöl nicht umgehen, lautet eines der Argumente. Man wisse man kaum noch wohin mit dem Zeug.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • "Drill, baby, drill": USA werden zum Ölförderer Nummer eins
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen