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Drei: Weniger Umsatz trotz stärkerer Netz-Nutzung

Die Handynutzung stieg in der Coronapandemie enorm an.
Die Handynutzung stieg in der Coronapandemie enorm an. ©APA
Das Telekommunikationsunternehmen Drei konnte die Corona-Krise nicht in bare Münze umwandeln. Trotz stärkerer Handynutzung ging der Umsatz des Unternehmens zurück.

Beim Mobilfunkanbieter Drei haben die Kunden im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise um ein Drittel mehr Daten verbraucht und um knapp ein Fünftel mehr telefoniert - der Umsatz ging trotzdem um 1,9 Prozent auf 417 Mio. Euro zurück. "Die Telekommunikationsbrache ist nicht, wie manche vielleicht meinen, ein automatischer Krisengewinner", sagte Drei-Chef Jan Trionow.

Zum einen sind die Roaming-Einnahmen fast vollständig weggefallen und konnten durch zusätzliche Inlandsumsätze nur teilweise kompensiert werden, andererseits ließ sich bei Flat-Tarifen die intensivere Nutzung der Netze nicht in höhere Umsätzen ummünzen. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU, Average Revenue per Active User), ist gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent auf 20,49 Euro zurückgegangen.

Dennoch erhöhte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBITDA) - primär aufgrund bilanzieller Einmal-Effekte nach der Übernahme von Tele2 - um 5,1 Prozent auf 189 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) wuchs um 1 Prozent auf 114 Mio. Euro. "Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden", sagte Trionow am Donnerstag in einem Online-Pressegespräch. Die Investitionen wurden auf 59 Mio. Euro halbiert.

Weniger Drei-Kunden

Die Anzahl der Drei-Kunden ist um 1,7 Prozent auf 3,8 Millionen gesunken. "Wir haben im Prepaid-Segment eine Bereinigung der inaktiven Kunden vorgenommen", erklärte Trionow. Das seien z.B. Kunden der "Initiative 100 %" mit einem Gratis-Datenvolumen von 30 MB pro Tag, "heute ist das nicht mehr marktkonform, auf diesen Karten haben wir keine Nutzung mehr". Auch die Registrierungspflicht habe zu eine Bereinigung geführt: "Viele Kunden haben ihre Guthaben aufgebraucht, sich dann nicht noch einmal registriert und sind inaktiv geworden." Auch die Nutzung von Prepaid-Karten durch Touristen sei stark zurückgegangen, insgesamt habe es bei den Wertkarten-Kunden einen Rückgang um 8,8 Prozent gegeben, während die Anzahl der Vertragskunden um 1,1 Prozent zugenommen habe.

Laut marketmind-Umfrage hat Drei bei Privatanschlüssen im Mobilfunk seinen Marktanteil von 29,8 auf 30,7 Prozent ausgebaut und damit sogar noch stärker als die reinen Diskontanbieter, sagte Trionow. Die Zahl der Internetkunden insgesamt (LTE, DSL, Hybrid) erhöhte sich demnach um rund 4 Prozent, bei den Business-Kunden legte Drei um mehr als 2,3 Prozent zu.

Zahl der Drei-Mitarbeiter blieb konstant

Die Zahl der Drei-Mitarbeiter blieb mit rund 1.500 im ersten Halbjahr konstant. Auf Kurzarbeit habe man trotz des Roaming-Wegfalls und teilweiser Shop-Schließungen verzichtet. "Gerade ein funktionierendes Kundenservice ist jetzt ein großes Thema. Nichts ist im Moment unangenehmer als ein defektes Handy oder ein Internet-Ausfall. Deshalb haben wir alle Mitarbeiter, deren Arbeit vorübergehend weggefallen ist, in die Kundenbetreuung versetzt und damit unser Service-Level selbst am Höhepunkt des Lockdowns gehalten", so Trionow.

Es habe durch die coronabedingt stärkere Nutzung der Netze Kapazitätsengpässe gegeben "und die Kunden haben auch darunter gelitten", räumte der Drei-Chef ein. Man müsse auch in 4G noch investieren, "aber man muss generell festhalten, dass die 4G-Netze langsam am Kapazitätslimit sind. Die Lösung für die Kapazitätsprobleme und für das weitere Wachstum ist 5G."

Drei will in 5G-Ausbau investieren

Trotz der Krise halte man deshalb daran fest, massiv in den 5G-Ausbau zu investieren, "wir geraden langsam in die Phase des Massen-Rollouts". Aktuell habe Drei 140 5G-Sendeanlagen in Echtbetrieb in allen Bundesländern, bis Jahresende soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln. Beinahe flächendeckend versorgt seien bereits Linz und Wörgl, dazu kämen weite Teile von Wien und Wien-Umgebung bis Bad Vöslau. Für den weiteren Ausbau brauche es jetzt noch mehr Koordination zwischen Telekombranche, Bund, Ländern und Gemeinden, weil vor allem die Versorung der ländlichen Gebiete wirtschaftlich schwer darzustellen sei.

Wichtig seien dabei auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Neuformulierung des Telekommunikationsgesetzes. Mit der Änderung soll es künftig möglich sein, den Bietern bei der Frequenzversteigerung auf Antrag eine befristete Ratenzahlungsmöglichkeit zu gewähren, damit sie mehr Spielraum für die Finanzierung der Investitionen in die Flächenversorgung haben.

(APA/red)

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