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Dramatischer Anstieg

Um 23,8 Prozent - am zweitstärksten von allen Bundesländern - stieg in Vorarlberg im Juni die Arbeitslosigkeit im 12-Monats-Vergleich. Damit wird ein erneuter Anstieg verzeichnet.

Die 6476 vorgemerkten Arbeitslosen verkörpern
eine Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent, was im Österreich-, erst
recht im EU-Vergleich noch als halbwegs “verkraftbar” erscheint.

Aber diese Zahl ist nur die halbe Wahrheit: In den 6476 Vorgemerkten sind nicht jene 1200 Personen enthalten, die in Schulungs- und sonstigen Qualifikationsmaßnahmen stehen, und auch die bei Otten und Ölz Strümpfe ins Haus stehenden Kündigungen sind da noch nicht enthalten, relativierte AMS-Vorarlberg-Chef Dr. Werner Schelling die offizielle Marke.

Die Senkung der Zuwachsrate der Arbeitslosigkeit von April auf Mai hat sich im Juni nicht fortgesetzt. Während im April die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr noch um 29,4% zugenommen hatte, lag diese Zuwachsrate im Mai nur noch bei 18,5%; im Juni nahm die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr wieder um 23,8% zu.

Mit dieser Zuwachsrate lag Vorarlberg hinter Oberösterreich (+26,3%) an zweiter Stelle der österreichischen Bundesländer; die geringste Zunahme der Arbeitslosigkeit im Jahresabstand war in Tirol zu verzeichnen (+10,6%), österreichweit lag dieser Wert bei +17,6%.

Die 6.476 Arbeitslosen (3.181 Männer, 3.295 Frauen) bedeuteten gegenüber Mai dieses Jahres ein saisonbedingtes Minus von 769 bzw. 10,6%.

Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 4,6% und war damit immer noch deutlich niedriger als die österreichische Quote von 5,7%.

Die von Vertretern der Wirtschaft häufig gestellte Frage, weshalb es angesichts von rund 6.500 Arbeitslosen so schwer sei, qualifizierte und einsatzfähige Arbeitskräfte zu bekommen, kann – so der Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice Vorarlberg, Dr. Werner Schelling – durch die folgenden Daten zu einem guten Teil beantwortet werden.

Von den Ende Juni vorgemerkten 6.476 Arbeitslosen verfügten 1.072 über eine Einstellungszusage, das heißt, dass ihre Arbeitslosigkeit innerhalb weniger Tage oder Wochen beendet sein wird. Von den verbleibenden 5.404 Personen hatten 1.348 Vermittlungseinschränkungen verschiedenster Art (körperliche und psychische Beeinträchtigungen, Suchtkrankheiten, familiäre Betreuungspflichten etc.). Für eine uneingeschränkte Vermittlung standen somit 4.056 arbeitslose Personen zur Verfügung. Von diesen verfügten 2.077 bzw. 51,2% lediglich über einen Pflichtschulabschluss bzw. nicht einmal diesen; 1.294 bzw. 31,9% hatten einen Lehrabschluss, 316 bzw. 7,8% waren AbsolventInnen einer mittleren Schule, 369 bzw. 9,1% hatten Matura bzw. einen darüber hinaus gehenden Bildungsabschluss.

Während in den Jahren 1999 bis 2001 die Unternehmen durchaus bereit waren, Personen mit Handicaps (geringe Qualifikation und sonstige Beeinträchtigungen) zu beschäftigen, ist dieser Personenkreis von dem durch die Konjunkturflaute notwendig gewordenen Stellenabbau in erster Linie betroffen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass diesen Personen nicht so ohne Weiteres innerhalb weniger Wochen oder Monate die von der Wirtschaft nachgefragten fachlichen und allgemeinen Qualifikationen vermittelt werden können.

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