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Dramatische Situation in Nordböhmen

Im nordböhmischen Grenzbezirk zu Sachsen wird das Hochwasser immer dramatischer. Ein weiterer Anstieg der Elbe wird erwartet.

In der Stadt Usti nad Labem (Aussig) rechnete am Freitag der Krisenstab mit einem Ansteigen der Elbe auf 12,20 Meter. Bis in die Mittagsstunden hatten in der Region mehr als 7.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und der tschechische Präsident Vaclav Havel besuchten am Freitag die Krisenregion. In Tschechien forderte das Hochwasser bisher zwölf Tote.

Nach dem Entweichen von Chlor aus der schwer belasteten Chemiefabrik Spolana Neratovice hatte der Krisenstab Donnerstag Mittag Umweltalarm gegeben; der tschechische Umweltminister Libor Ambrozek begab sich daraufhin zu dem Werk. Die Chlorgaswolke habe sich aber nicht weiter in Mittelböhmen ausbreitet, hieß es später. Spolana hatte vor allem in den 60er Jahren Basisgifte für Entlaubungsmittel hergestellt und lagert seitdem erhebliche Mengen an Quecksilber und Dioxin. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schließt nicht aus, dass diese Stoffe zumindest teilweise in die Elbe gelangt sein könnten.

Dramatisch war am Donnerstag eine Rettungsaktion für einige Schiffe, die führerlos auf der Elbe trieben. Sie drohten die Brücken zu beschädigen. Eine Sondereinheit der Polizei musste bei Decin mindestens ein Schiff mit Sprengstoff versenken. Dabei kam ein Schaulustiger ums Leben, der sich trotz scharfer Warnungen der Sicherheitskräfte im Sperrbereich aufhielt.

In Kralupy wurde am Freitag die Leiche eines vermissten Mannes entdeckt. Er war mit seinem Auto von den Fluten der Moldau mitgerissen worden, als er auf einer für den Verkehr gesperrten Straße unterwegs war. Damit stieg die Zahl der Todesopfer während des schlimmsten Hochwassers in Tschechien seit 200 Jahren auf zwölf. Experten schätzen die bisherige Schadenssumme auf etwa zwei Milliarden US-Dollar.

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