Doping-Razzia bei ÖOC-Biathleten
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in Turin wurde in den angemieteten Privathäuser der ÖOC-Biathleten und -Langläufer in San Sicario bzw. Pragelato eine Doping-Razzia der italienischen Behörden durchgeführt. Die Aktion dauerte mehrere Stunden, das ÖOC kündigte einen Protest gegen die Vorgangsweise an. Bis Mitternacht ist nach Angaben einer IOC-Quelle nichts Verbotenes gefunden worden.
Kurz nach 19:00 Uhr umstellten Carabinieri die Unterkünfte der österreichischen Sportler. Athleten, Betreuer und das Personal (Koch etc.) durften die jeweiligen Räume nicht verlassen, das Telefonieren wurde ihnen untersagt. Die Carabiniere durchsuchten die Räumlichkeiten und Autos und perlustrierten Sportler nach verbotenen Substanzen. Die durchführende Staatsanwaltschaft Turin berief sich auf die strengen Anti-Doping-Gesetze Italiens.
Eine groteske Situation, ich weiß gar nicht, was im Haus vorgeht, ich sitze da in einem Zimmer und darf es nicht verlassen, erklärte ÖSV-Biathlon-Cheftrainer Alfred Eder gegenüber der APA – Austria Presse Agentur. Empört war ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler über die Vorgangsweise. Wir haben uns gerade sehr über die Springermedaillen gefreut, da sind da an die 30 Bullen aufgetaucht, sagte der Tiroler. Da werde man wie ein Schwerverbrecher behandelt.
Die Sportler wurden wenige Stunden nach ihrem Wettkampf zur Dopingkontrolle nach Sestriere gebracht. Die Aktion dauerte bis gegen Mitternacht, obwohl am Sonntag schon um 10:00 Uhr der Start der Langlauf-Staffel mit Österreich angesetzt war. Die sind alle fertig, so Gandler. So etwas habe ich noch nie erlebt.
ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth kündigte daher auch an, vehement gegen die Vorgangsweise der Dopingfahnder zu protestieren. Wir sind natürlich in keinster Weise gegen Dopingkontrollen, aber gegen die Art und Weise, wie vorgegangen wurde, werden wir einen Protest einlegen. Es gibt genug Möglichkeiten bei Trainingslagern usw. zu testen, aber so etwas wegen einer Vernaderung zu tun, ist ein bisserl eine Schweinerei, sagte Jungwirth.
Auslöser der Aktion war die vermutete Anwesenheit von Walter Mayer, der nach der Blutbeutel-Affäre bei den Winterspielen 2002 bis 2010 von Olympischen Spielen ausgeschlossen ist. Im Haus der ÖSV-Langläufer waren nach den Spielen in Salt Lake City Blutbeutel und Injektionsnadeln gefunden worden, bei den Athleten Marc Mayer und Achim Walcher war eine UV-Behandlung des Blutes durchgeführt worden.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) war am Samstag Auslöser der Aktion. In diesem Fall hat das IOC Informationen der WADA erhalten, wonach möglicherweise Walter Mayer in der privaten Unterkunft der österreichischen Biathlon- und Langlauf-Teams ist, hieß es in einem IOC-Statement. Da Herr Mayer bei allen Olympischen Spielen bis Vancouver 2010 als nicht zugelassen erklärt worden ist, nimmt das IOC seine Verantwortung wahr, Anti-Doping-Kontrollen an Athleten durchzuführen, die unter seinem Einfluss stehen könnten, begründete das IOC in einem Statement die Aktion.
Mayer war am Freitag auch in Sestriere. Allerdings als Privatperson. Er ist nicht für Olympia akkreditiert worden, hat mit uns nichts zu tun, sagte Jungwirth. Wenn er privat herkommt, ist das seine Sache.