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Donaustadt: Familie mit autistischem Kind delogiert

Die Delogierung einer sechsköpfigen Familie mit autistischem Kind sorgt für Wirbel. Wie der Dachverband der Österreichischen Autistenhilfe in einer Pressemitteilung beklagt, müssen die Betroffenen ihre Gemeindebauwohnung mit 15. November räumen. Anlass dafür waren dem Vernehmen nach Beschwerden von Nachbarn - geklagt wurde unter anderem über Lärm.

Laut Autistenhilfe wohnt die Familie in einer Anlage, die ursprünglich für Familien mit Kindern errichtet wurde. Inzwischen würden dort jedoch vor allem Pensionisten leben. Nach der Delogierung besteht nach Angaben der Autistenhilfe nun die Gefahr, dass die insgesamt vier Kinder in Krisenzentren untergebracht werden – wenn keine entsprechende, leistbare Wohnung gefunden werde.

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S) betonte auf APA-Anfrage, dass nun eine Lösung gefunden werden soll – und zwar zunächst für die medizinische Betreuung des Buben. Danach werde man bei der Suche nach einer entsprechenden Wohnung behilflich sein. Die Delogierung kann laut Ludwig nicht mehr rückgängig gemacht werden: “Das ist eine richterliche Entscheidung, dazu gibt es auch ein Urteil des OGH.”

Es müsse, so erklärte Ludwig, jedenfalls sichergestellt sein, dass, falls es eine neue Wohnung gebe, ein problemloses Zusammenleben mit der Familie möglich ist. Laut dem Ressortchef war die Delogierung unter anderem auch deswegen angeordnet worden, weil aggressives Verhalten an den Tag gelegt worden sei. Auch bei bisherigen Gesprächen hat sich die Familie dem Vernehmen nach nicht immer kooperativ gezeigt. Trotzdem: Die gemeinsame Lösung soll, so hofft man im Rathaus, bis 15. November gefunden werden – also bis zu jenem Termin, an dem die Familie ausziehen muss.

Heftige Kritik war zuvor – nach einem entsprechenden Bericht im ORF-Radio – unter anderem von der ÖVP gekommen. “Ich bin bestürzt, dass so etwas in Wien möglich ist”, zeigte sich Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, mit der Delogierung nicht einverstanden. Die Stadt Wien sei aufgefordert, eine besser lärmgedämmte Wohnung zur Verfügung zu stellen.

Empört zeigte sich Huainigg auch darüber, dass im entsprechenden Gerichtsurteil festgehalten wurde, dass der autistische Sohn mehr Lärm gemacht habe als gesunde Kinder, wodurch der Kündigungsgrund verwirklicht sei. Die nicht amtsführende ÖVP-Stadträtin Isabella Leeb bezeichnete die Delogierung als “unsozial und inhuman”. Lebenshilfe-Präsident Germain Weber sprach von einem “groben Verstoß gegen die Menschenrechte”.

Die Grünen staunten darüber, dass die Stadt noch immer keine tragbare Lösung gefunden habe. “Die Grünen haben bereits Anfang Sommer auf die Probleme dieser Familie aufmerksam gemacht”, betonte Gemeinderätin Claudia Smolik.

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