Dom Museum Wien hat in einer Themenschau "Alles in Arbeit"

Schwanberg hat gemeinsam mit Vanessa Joan Müller die bis Ende August 2026 geöffnete Sonderschau, die mit Installationen auch in die Dauerausstellung eingreift, kuratiert. "Schon in der Bibel ist das Thema präsent: Am siebenten Tag ist arbeitsfrei", sagte Müller bei der Presseführung am Donnerstag. Exemplarisch für die angestrebten Verbindungen zwischen Religiösem und Sozialem, Geschichte und Gegenwart, ist im Zentrum eines Saales die Thernberger Madonna zu sehen: Maria mit dem Jesuskind, ein Beispiel von Care-Arbeit aus dem frühen 14. Jahrhundert. Daneben hängt eine Schürze von Birke Gorm an der Wand. Die in Wien lebende Deutsche, die 2026 den Österreich-Pavillon der Gwangju Biennale gestalten wird, hat in ihrer Textilarbeit "all-in (check, pink)" einer Schürze mehrere zusätzliche Taschen aufgenäht: "Lange Zeit blieben Frauen Taschen, die in der Kleidung eingenäht waren, verwehrt, da ihnen kein eigener Besitz zugestanden wurde", heißt es dazu im Gratis-Begleitheft der Schau, zu der auch ein umfangreicher Buch-Katalog erschienen ist.
"Hochpolitisches Thema mit Potenzial zum Widerspruch"
Von der Care-Arbeit bis zur Work Life Balance, von der Wirtschaftskrise bis zum Homeoffice gibt es unzählige Aspekte, die dieses "hochpolitische Thema, das Potenzial zum Widerspruch hat" (Kuratorin Müller), beleuchten. Auftragsarbeiten von Luiza Margan (sie beleuchtet in einer Installation Arbeitskämpfe und den Kampf um Gleichberechtigung), Tabitha Arnold (erinnert in ihrer Textilarbeit "Sitdown" an Sitzstreiks und lädt auch dazu ein, sich selbst hinzusetzen) und Iris Andraschek (widmet sich in einer Rauminstallation den teilweise durch Zwangsverpflichtete durchgeführten Wiederaufbauarbeiten am Wiener Stephansdom) schlagen die Brücke in die Gegenwart und werden künftig die Sammlung bereichern.
Die Ausstellungskapitel heißen "Zwischen Identifikation und Entfremdung", "Arbeitswelten im Bild", "Unverzichtbar, unsichtbar", "Wertschätzung und Entlohnung" sowie "Muße, Nichtstun, Protest", wo man sich am Ende auf einem Liegepolster niederlassen kann, den Luise Marchand aus orangen und rosa Jacken von Essenslieferanten genäht hat. Hier kann man sich beim Betrachten der Fotoserie "Artist at Work" von Mladen Stilinović, der sich in Straßenkleidung im eigenen Bett liegend ablichtete, ausruhen und das Gesehene Revue passieren lassen. Da gibt es tatsächlich viel zu verarbeiten - von den Versuchen Otto Neuraths und KP Brehmers, die Arbeitswelt ebenso wie die Gefühlswelt der Arbeiterschaft in Diagrammen und Schaubildern zu erfassen, bis zu den dezidiert feministischen Ansätzen von Margot Pilz (von ihr ist eine Skizze zu ihrem "Arbeiterinnenaltar" zu sehen) und Anna Jermolaewa. Für ihre Videoarbeit "Nordbahn" hat sie Gespräche mit 24-Stunden-Pflegern und -Pflegerinnen aus der Slowakei und Tschechien geführt.
"Hilfslinien" an der Wand
Der gesellschaftlich essenziellen, aber wenig gewürdigten Pflegearbeit, die in Österreich überwiegend von Frauen aus Osteuropa geleistet wird, widmet sich auch die Berliner Illustratorin Tine Fetz, die ihre großformatige Tuschezeichnung "Hilfslinien" direkt auf eine Wand aufgetragen hat - eine Handarbeit als Wandarbeit quasi. Die Zeichnung zeigt die Herkunftsländer sowie die Arbeits- und Lebensumstände von 18 professionellen Betreuerinnen und Betreuern und ist eine so niederschwellige wie zugewandte Annäherung an ein Thema, dem niemand entkommen kann. Wo Arbeit ist, ist Hoffnung, sagt Heiner Müller. So gesehen macht auch die neue Ausstellung im Dom Museum Wien Hoffnung.
(S E R V I C E - "Alles in Arbeit", Ausstellung im Dom Museum Wien, Wien 1, Stephansplatz 6, 3. Oktober 2025 - 30. August 2026, Katalog: 432 S., ISBN 978-3-200-10619-2, )
(APA)