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Dokumentarfilm: GRENZGÄNGERINNEN

©© IODO/Grenzgängerinnen
"Frauen zwischen Migration, Konvention und Revolte": Grenzgängerinnen bietet Einblicke in die unterschiedlichen Lebensgeschichten von sieben Frauen, die in Wien leben.

In Interviews jenseits von Klischees und Exotismus und fern von jeglichen Bildern von armen Mädchen oder armen Ausländerinnen kommen sie zu Wort:
• Yaya, die junge Frau aus der senegalesischen Peripherie, die zur Zeit als Unternehmerin zwei Läden in Österreich betreibt;
• Ewa, das lesbische polnische “Gastarbeiterkind“, journalistisch tätig und als Wissenschafterin reüssierend;
• Feride, die Kopftuch tragende Taxilenkerin aus der Türkei, die abends zu ihrem Ehemann heimkommt, der für sie putzt und kocht;
• Kristin, Architektin und Künstlerin, eine Wienerin mit jüdischer Herkunft, die als Kind mit ihren Eltern nach Wien re-immigrierte und jetzt im ehemals arisierten Haus ihrer Großeltern lebt;
• Nela, die aus Vorarlberg kam und nun dabei ist, mit ihren Kindern und ihrem Ehemann nach Costa Rica auszuwandern, um in einem Frauenprojekt zu arbeiten;
• Nahid, die iranische Schriftstellerin und Lyrikerin, die ihre Heimat kurz vor dem Iran-Irak-Krieg nach der Revolution verlassen hat;
• Matilda, Tochter einer Romni und eines Serben, die als einzige der sieben Frauen in Wien geboren wurde, und schon als Kind mehrmals ihren Lebensort von Wien nach Novisad und zurück wechseln musste, als Straßenkind zur Musik kam, den Weg ins Konservatorium schaffte und heute in Wien als Jazzsängerin lebt.

Allen Frauen ist gemeinsam, dass sie den Mut haben, sich von sozioökonomischen, milieu-bedingten und sexuellen Zuschreibungen zu lösen.

Im Mittelpunkt steht ihr selbst bestimmtes Leben abseits von bekannten Vorstellungen und vorgezeichneten Identitäten.

Sieben Frauen reden über ihre Begegnungen mit Wien, ihre Kindheit, ihr Berufsleben, ihre kulturellen Bezugspunkte, Religion, Sexualität, den Umgang mit ihrem Körper, über den Tod, die Liebe, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus sowie über ihre Zukunftsvorstellungen.

Sie lassen uns an ihren Geschichten und Eindrücken teilhaben, erzählen von wichtigen Lebensereignissen und -einschnitten, von ihren Einstellungen zu Wien und ihren Erfahrungen in der Stadt. Das filmische Bild setzt sich anhand dieser Fragestellungen nach und nach – mosaiksteinartig – zusammen.

Bewusst werden Lücken gelassen, um eine Vervollständigung des Bildes durch die Erfahrungen und Vorstellungen der ZuschauerInnen zu ermöglichen.

In den Fahrtsequenzen durch ihren Lebensort verfließen die Grenzen, die das Leben in Bewegung der Protagonistinnen prägen. Der Schnitt spiegelt die gelassene Unruhe der Frauen angesichts unablässiger Veränderung und fungiert auch als Verfremdungseffekt und somit unterbindet den Voyeurismus gegenüber Gefühlsausbrüchen der Frauen.

Mittels Großaufnahmen sind die ZuschauerInnen nah bei den Protagonistinnen und ihren Aussagen. Die Interviews sind so geführt, dass die direkte, intime Kommunikation im Film spürbar bleibt. Der authentische Moment hat Vorrang gegenüber technischer Perfektion.

Grenzgängerinnen verzichtet auf Kommentare in Form von Off-Texten, sondern bezieht seine Kraft lediglich aus den Stimmen der Frauen und ihren Aussagen, die die Inhalte verknüpfen, Parallelitäten und Gegensätze zeigen. Die Filmmusik stammt hauptsächlich aus migrantischen communities in Wien.

Anhand dieser biographischen Einblicke bietet der Film Frauen einen medialen Ort, um ihren besonderen Lebensbedingungen und Geschichten rund um Migration Ausdruck zu verleihen. Frauen, die über vorgegebene Räume und Vorstellungen hinausgehen und dadurch neue eröffnen.

Biografie
ÜLKÜ AKBABA

Geboren in Istanbul Sankt Georg Kolleg, Istanbul
Aufgewachsen im der Istanbuler Theater- und Filmszene
Erste Arbeiten im Theater und die ersten Kurzfilme
Studium am Konservatorium für darstellende Kunst Schauspiel u. Regie / Wien
Studium an der Uni Wien Theaterwissenschaften, Philosophie, Psychologie und Publizistik
Arbeitet als freie Dramaturgin, Regisseurin, Film- und Theaterautorin in Wien
Mitwirkung als Regisseurin, Co Regisseurin und Dramaturgin in diversen Projekten in Wiener Off-Szene (Auswahl):
Das Meer und die Frauen/J.Ritsos (Regie), 1990
Trommel oder die Hochzeit,H.Zeybek,( Regie), 1992
Othello am Mexikoplatz,(Co-Regie), 2005
Stecken,Stab & Stangl (Dramaturg. Beratung), 2006
Künstlerische Leitung von interdisziplinären Medien- und Kulturprojekten von IODO(1995-2007): Frauen, Migration & Kunst, Zukunftsbilder, Studie Kultur Wien 2010, globaltown u.a.

Filme/Videos (Auswahl):
Kaffee – der Weg vom Orient in den Okzident (2003)
Different Voices (1998)
Und der Himmel war grau (1987)

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