Es gebe keine Beweise für einen politischen Hintergrund und daher auch keinen Bedarf für neue Ermittlungen, sagte Miljko Radisavljevic, der serbische Sonderstaatsanwalt für Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, anlässlich des Todestages Djindjics für die Tageszeitung “Press” am Donnerstag.
“Um Ermittlungen gegen Personen einzuleiten, die an der politischen Vorbereitung und Organisation des Attentates beteiligt sein dürften, sind Beweise notwendig. Wir haben zur Zeit nicht ausreichend qualitätsvolle Informationen”, präzisierte Radisavljevic.
Djindjic wurde am 12. März 2003 am Eingang des Regierungsgebäudes vom damaligen stellvertretenden Kommandanten der Sonder-Polizeieinheit, Zvezdan Jovanovic “Zveki”, erschossen. Am Attentat waren elf weitere Personen, meist Angehörige der damals führenden serbischen Mafia-Gruppe, des sogenannten Zemun Clans, beteiligt. Der Hauptorganisator des Mordangriffes war der ehemalige Kommandant derselben Polizeieinheit, Milorad Lukovic “Legija”. Sie alle wurden im Mai 2007 zu langen Haftstrafen verurteilt. “Zveki” und “Legija” erhielten je 40 Jahre. Im Dezember wurde das Urteil vom Obersten Gericht bestätigt. Jovanovic und Lukovic, die die höchst mögliche Haftstrafe erhielten, haben allerdings das Recht, beim Obersten Gericht gegen das Urteil erneut Einspruch zu erheben.
In einer umfangreichen Polizeiaktion nach dem Attentat wurden Dutzende Personen, darunter auch politische Gegner Djindjics aus dem Regime von Slobodan Milosevic, festgenommen. In Haft kam auch der einst mächtige Chef des serbischen Geheimdienstes SDB, Jovica Stanisic, der von manchen Beobachtern in Belgrad weiterhin als ein möglicher Drahtzieher des Attentates vermutet wird. Ob Stanisic und andere im Fall Djindjic jemals angehört wurden, ist nicht bekannt.
“Der politische Hintergrund wurde nicht aufgeklärt, weil diejenigen, die dahinter stecken, weiterhin sehr einflussreich sind”, ist Bozo Prelevic, ein früherer hoher Innenministeriumsfunktionär, überzeugt.
Djindjics einstige Mitarbeiter hatten vor sechs Jahren das Attentat der sogenannten Anti-Haag-Lobby zugeschrieben, den verbliebenen Strukturen des Regimes von Milosevic, die eine weitere Zusammenarbeit Belgrads mit dem Haager Gericht verhindern wollte.