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Kai Diekmann und Gerold Riedmann.
Kai Diekmann und Gerold Riedmann. ©APA/ Birgit Pichler

"Digital total" beim Change Summit mit Gerold Riedmann

Pünktlich zum Winterstart präsentierte sich Obergurgl/Hochgurgl von seiner innovativen Seite mit dem Fokusthema 2018 "Digital total – der alpine Lebensraum von morgen".

Der Wandel in Wirtschaft, Tourismus, Handel und Kommunikation mit den allgegenwärtigen radikalen Veränderungen, Brüchen und Disruptionen standen im Mittelpunkt. PRO7- & Galileo-Moderator Stefan Gödde und VN-Chefredakteur und Digitalexperte Gerold Riedmann (Geschäftsführer Russmedia) diskutierten mit internationalen Experten die Herausforderungen der Zukunft.

Livestream mit Gerold Riedmann zum Nachsehen

“Designer-Baby wird kommen”

Mit dem SPIEGEL-Korrespondenten und Bestseller-Autor Thomas Schulz sprach Russmedia Geschäftsführer und VN-Chefredakteur Gerold Riedmann über die dramatischen Auswirkungen der Digitalisierung. Mit seinen Büchern “Was Google wirklich will” und „Zukunftsmedizin. Wie das Silicon Valley Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern kann“ gab der Erfolgsautor spannende Einblicke in geheime Forschungslabors und die Strategien der amerikanischen Digital-Riesen. „In Medizinkonzernen sitzen heutzutage zu fünfzig Prozent Ärzte und die andere Hälfte sind Datenanalysten“, schilderte Schulz. Genauso wie Facebook, Google und Co. Nutzerdaten im Internet analysieren, widmen sich die Tech-Riesen im Silicon Valley also dem menschlichen Körper. „Gentherapie – vor wenigen Jahren noch undenkbar – wird heute bereits erfolgreich zur Behandlung diverser Krankheitsbilder eingesetzt“, erklärte Schulz.

Das Geschäft mit der Gesundheit

Neben Behandlungsmethoden stehe auch die Früherkennung im Fokus der Konzerne. Durch DNA Analyse solle es künftig beispielsweise möglich sein Krebs oder andere Krankheiten zu diagnostizieren, bevor Symptome auftreten und der Mensch sich tatsächlich krank fühlt. Dass das Geschäft mit der Gesundheit ein durchaus lukratives ist bestätigt Schulz: „Das wertvollste Unternehmen im Silicon Valley ist ein Start Up, das sich mit der Alzheimer-Forschung beschäftigt.“ Designerbabys, der Bluttest zur Vordiagnose von Krankheiten für jeden Menschen oder Maschinen, die bereits jetzt in der Lage sind Hautkrebs besser zu diagnostizieren als jeder Hautarzt – die Frage sei laut Schulz nicht ob diese Dinge irgendwann Realität und massentauglich werden, sondern nur wann.

Hochgurgl.
Hochgurgl. ©Hochgurgl.

Alte Giganten stürzen ab

Alte Giganten stürzen ab, andere kommen. Darüber sprach Gerold Riedmann mit Kai Diekmann. “Durch die Digitalisierung werden Lebensgewohnheiten radikal verändert und davon bleibt kein Lebensbereich verschont”, ist der ehemalige Herausgeber der Bild Zeitung und “Uber”-Berater überzeugt.

KI löst nächste digitale Disruption aus

„Künstliche Intelligenz (KI) wird Auslöser der nächsten digitalen Disruption sein.“ Das veränderte Medienkonsumverhalten der nächsten Generationen habe bereits jetzt massive Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen mit Kunden in Kontakt kommen können. „Jeder Newsfeed wird individuell über Algorithmen gesteuert. User bekommen nur mehr jene Contents präsentiert, die sie auch interessieren“, erläuterte Diekmann. Natürlich gehe dabei die Gabe verloren Informationen zu filtern. „Inhalte, die mich nicht finden, sind für mich nicht interessant. Wir müssen also nicht dafür sorgen, dass unsere Kunden uns finden, sondern umgekehrt dafür, dass wir unsere Kunden finden“, so Diekmann weiter. In Zeiten von Facebook, Snapchat, Twitter und Co. habe jeder  gleichberechtigt die Chance zum Publisher zu werden. Die Herausforderung für Unternehmen aller Branchen sei es  also diese Chance zu ergreifen und zu nützen.

Diekmann: “Unternehmen geht es noch zu gut”

Diekmann ist der Meinung, dass es zu vielen Unternehmen in Deutschland noch zu gut gehe und es deshalb am Digitalisierungswillen fehle. “Die Auftragsbücher sind voll und wir haben sieben fette Jahre vor uns. Aber was passiert, wenn die sieben mageren Jahre kommen?” Diekmann verwies dabei auch auf das Beispiel Nokia”, die vom Telefonhersteller-Giganten praktisch über Nacht in der Bedeutungslosigkeit versunken sind. “Jedes Unternehmen sollte sich die Frage stellen: ,Was ist mein iPhone-Moment?'” Wenn man sich digitalisieren will, muss man auch in Kauf nehmen, dass man sein bisheriges Geschäftsmodell schneller zu Ende bringt. Das ist ein ganz schwieriger Moment”, führte Diekmann aus.

Hochgurgl.
Hochgurgl. ©Hochgurgl.

Tourismus nutzt Wetterdaten

Ein Big-Data-Projekt präsentierten Experten der größten deutschen Wetterplattform „wetter.com“  beim Change Summit. Dabei wurde deutlich wie sehr Klima-, Temperatur- und Wetterszenarien unseren Konsum und unsere Urlaubsentscheidungen beeinflussen. Die Meteorologen Corinna Borau, Alexander Hildebrand und die Digitalisierungsexpertin Katharina Schüller machten klar wie Konsumentendaten mit konkreten Wetterentwicklungen korrelieren. Für Touristiker, so betonten die Experten, ergeben sich hier wichtige wirtschaftliche Hebel – etwa zur Werbewirkung, zum Buchungsverhalten oder zu den Aktivitäten, die vor Ort gebucht werden.

Google-Daten analysiert

Konkret wurde in Kooperation mit einer großen Hotelkette das Buchungsverhalten für Kurzurlaube unter Einbeziehung von Google-Daten analysiert. Dabei wurden auch geographische Besonderheiten deutlich: Münchner lieben die Berge – bei Sonne steigen die Buchungen um 8%, kommt Schnee dazu sogar um 28%. Berliner suchen hingegen vermehrt Wellness – bei Regen steigen die Buchungen um 9%. „Dieses Wissen lässt sich für die Tourismuswirtschaft perfekt nutzen“, betonte Schüller. Durch geschickte Aussteuerung von Kampagne je nach Wetter und Region könnten deutlich mehr Buchungen erzielt werden.

Gelungene Premiere

„Das war ein gelungener Auftakt, das Premierenpublikum des 1. Change Summits war begeistert und die innovative Medialisierung mit dem über Medienpartner in Deutschland, Tirol und Vorarlberg verbreiteten Live-Stream unterstreicht die Chancen des digitalen Wandels“, zog Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus, ein positives Resümee. Künftig wolle man auch die Kooperation mit dem MCI Innsbruck rund um die Veranstaltung vertiefen. „Angesichts der Wucht des Wandels und der Disruption ist der Austausch zwischen Praxis, Forschung und Ausbildung fruchtbar – und Obergurgl/Hochgurgl bietet als Denk- und Veranstaltungsort dafür die perfekten Rahmenbedingungen.“

Über den „Change Summit Obergurgl/Hochgurgl 2018

Evolutionärer Wandel war gestern – Disruption, Brüche, radikale Veränderung prägen das Heute. Und der Gedanke an Morgen provoziert oft genug Ängste. Der Change Summit 20018 analysiert den Wandel im Dialog mit hochkarätigen Persönlichkeiten. Und warum im Ötztal? Weil Pioniere aller Epochen Zukunft mutig antizipierten. Und im „Change” vor allem die „Chance” erkannt haben. Solche Charaktere haben das hinterste Ötztal – Obergurgl/Hochgurgl – geprägt. Visionäre, die sich jedes Jahr zum Change Summit an diesem ganz besonderen Ort versammeln. Der Change Summit Tirol ist eine Veranstaltung von Ötztal Tourismus und ProMedia Kommunikation. Unterstützt wird der Change Summit 2018 von: Raiffeisenbank Sölden und Raiffeisen-Landesbank Tirol AG sowie der Firma Frey Austria – Seilbahn-Steuerungen. Weitere Partner sind wetter.com und Galileo. 

 

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