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Digi-Tachograph: Bitte warten

Seit geraumer Zeit geistert der digitale Tachograph durch die Transportbranche. Manipulationen bei den Lenk- und Ruhezeiten sollen dadurch künftig vermieden werden. Der ursprüngliche Fahrplan sah den 5. August 2005 vor.

Doch daraus wird jetzt nichts mehr. Denn der Verkehrsausschuss des europäischen Parlaments hat die Einführung um ein weiteres Jahr auf den 5. August 2006 verschoben. Da wird sich die Branche freuen. Es lebe das vereinte Europa! Lediglich etwa die Hälfte der europäischen Staaten hätte zum ursprünglichen Einführungstermin die technischen und organisatorischen Vorbereitungen erfüllt. Überrascht das noch jemanden?

Zweistufig?

Weiters wurde ja vom EUMinisterrat die verschobene Einführung des digitalen Tachographen mit dem Entwurf zur Lenk- und Ruhezeitenregelung gekoppelt, der erst noch vom EU-Parlament und Ministerrat verabschiedet werden muss. Zahlreiche Änderungsvorschläge liegen auf dem Tisch. Sie reichen bis zu einer zweistufigen Einführung des Geräts. Was bedeutet, dass ab dem ursprünglichen Termin lediglich alle neu entwickelten Fahrzeugtypen mit dem digitalen Gerät vom Band laufen müssten.

Nicht jedoch bereits in Serie produzierte Fahrzeuge. Mit der Verschiebung um ein Jahr kann sich die Industrie gut anfreunden, denn sie leidet jetzt unter einem gewissen Termindruck. Bei ersten Tests der Hersteller erwiesen sich die Vorseriengeräte in mehreren Punkten als verbesserungswürdig.

Völlig unbekannt

Schließlich würde eine Doppelgleisigkeit gewisse Risken in sich bergen und neuen Manipulationsmöglichkeiten Tür und Tor öffnen sowie ein Kontrollchaos heraufbeschwören. Wenn z. B. ein westeuropäischer Lkw mit Digitaltachograph in den Ostländern kontrolliert würde, wo für die Beamten dieses Gerät noch völlig unbekannt ist. Es gäbe auch für die Fahrer selbst Probleme. Wenn sie nämlich innerhalb einer Woche von einem Lkw mit DTCO auf einen mit Diagrammscheibe wechseln.

Da müssten sie die Schaublätter für die laufende Woche und jenes für den letzten Tag der Vorwoche, ihre persönliche Fahrerkarte sowie Ausdrucke der Lenk- und Ruhezeiten aus dem digitalen Kontrollgerät mit sich führen. In der Praxis kaum zu verwirklichen. So gesehen hat das Ding also auch eine gute Seite und sollte die Verschiebung um ein Jahr eigentlich begrüßt werden.

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