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„Die wussten genau, was sie vorhatten“

Am Kirchplatz zerrten die Täter den 16-Jährigen in ein Auto.
Am Kirchplatz zerrten die Täter den 16-Jährigen in ein Auto. ©W&W/Förtsch
Der brutale Überfall auf einen 16-Jährigen hat nicht nur Frastanz in Schock versetzt. WANN & WO hat sich im Ort umgehört und brisante Details erfahren.
Brutalo-Trio aus Frastanz in U-Haft
Schwerverletzter nach Raub in Frastanz

Von Anja Förtsch / Wann & Wo

Der Schnee liegt knöchelhoch, eisiger Wind treibt bereits die nächsten Flocken über die Forststraße am Funkenplatz im Wald oberhalb von Frastanz-Amerlügen, den im Dorf jeder als „Sturabühel“ kennt. Bei 1 Grad Celsius werden die Finger taub, der Wind beißt in jeden Zentimeter Haut, den er erwischt. Man kann sich nur vorstellen, wie es sein muss, hier bei -7 Grad Celsius zu liegen. Nachts. Allein. Verletzt. Wie es am Dienstag vergangener Woche für einen 16-jährigen Frastanzer war, der genau das erleben musste.

Tat war wie im Krimi – aber real

Dienstagabend gegen 19.30 Uhr: Drei Jugendliche greifen den Jungen am Kirchplatz an und verlangen von ihm Drogen. Als er bestreitet, etwas bei sich zu haben, durchsuchen ihn die Jugendlichen, finden aber weder Suchtgift noch Bargeld. Sie fordern ihn auf, Bekannte anzurufen und zum Kirchplatz zu locken, von denen sie dann Drogen stehlen wollen. Der Junge telefoniert mit einigen Freunden, aber vergeblich, er kann niemanden dazu bewegen, zu kommen.

Die drei Jugendlichen zwingen ihn daraufhin, mit ihnen in ein Auto in der Nähe einzusteigen, in dem zwei weitere Mitglieder der Gruppe sitzen. Noch im Auto nehmen sie dem Jungen sein Handy ab, dann fahren sie mit ihm durch den Frastanzer Ortsteil Amerlügen und zu einem Forstweg am Funkenplatz hinauf. Dort stoppen die 16- bis 18-Jährigen das Auto, zerren ihr Opfer hinaus in den Schnee und schlagen brutal auf ihn ein. Mindestens einer der mutmaßlichen Täter sticht zudem mit einem spitzen Gegenstand – später werden im Ort Gerüchte über einen Korkenzieher umgehen – auf den Jungen ein und verletzt ihn schwer am Kopf, Rücken und den Händen.

Am Kirchplatz zerrten die Täter den 16-Jährigen in ein Auto.
Am Kirchplatz zerrten die Täter den 16-Jährigen in ein Auto. ©W&W/Förtsch

Täter lassen Opfer bei -7 Grad liegen

Der wohl grausamste Teil der Attacke findet aber am Ende statt: Die fünf Jugendlichen lassen ihr Opfer bei -7 Grad schwerverletzt im Schnee liegen. Mit letzten Kräften schleppt sich der Junge knapp einen Kilometer in den nächsten Ort und klingelt an irgendeiner Tür, um Hilfe zu suchen. Die Bewohner alarmieren die Rettung und die Polizei. Bald darauf werden die mutmaßlichen Täter aufgegriffen, das Opfer wird umgehend ins Landeskrankenhaus Feldkirch gebracht und später auch operiert.

Keine Unbekannten

„Die Jungen sind im Ort keine Unbekannten“, erzählt ein Frastanzer WANN & WO. „Vor allem der mutmaßliche Haupttäter ist nicht nur berüchtigt, sondern bereits behördlich bekannt.“ Das zeigen auch die wissenden Blicke so gut wie aller Einwohner des kleinen Ortes, sobald man nach dem Vorfall am „Sturabühel“ fragt. „Die Jugendlichen kamen alle aus Frastanz, nicht aus dem Ortsteil selbst“, erzählt eine Frau aus Amerlügen.

Ihrer Ansicht nach gibt genau das dem Ganzen eine zusätzliche Dramatik: „Zu dem Platz da oben kommt man nicht zufällig. Und das ist ja auch keine offizielle Straße, die dort abgeht, sondern ein Forstweg. Wenn man mich fragt, wussten die genau, was sie vorhatten. Das war eindeutig Vorsatz.“ Dass im Ort jeder weiß, um wen es geht und zumindest eine Version der Geschichte gehört hat, zeigt auch ein weiterer Aspekt: „Der mutmaßliche Haupttäter hat bereits Morddrohungen erhalten“, erzählt ein weiterer Anwohner. Denn auch wenn Polizei und Staatsanwaltschaft nichts nach außen geben, die Buschtrommeln in dem kleinen Ort funktionieren und so kennt jeder dort längst die Namen der Beschuldigten und des Opfers.

Eine Packung Drehpapier für Joints liegt im Schnee. Der Platz ist bei Kiffern offenbar bekannt.
Eine Packung Drehpapier für Joints liegt im Schnee. Der Platz ist bei Kiffern offenbar bekannt. ©W&W/Förtsch

Drei Jugendliche in U-Haft

Drei der Verdächtigen hat die Polizei festgenommen, sie sitzen in Untersuchungshaft in der JVA Feldkirch. Zwei von ihnen sind auf freiem Fuß, wie die Staatsanwaltschaft gegenüber WANN & WO bestätigte. Zu den Hintergründen wollte man sich im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen allerdings nicht äußern. Auch das Opfer wollte sich auf WANN & WO-Anfrage lieber bedeckt halten.

Was in Frastanz bleibt, ist der Schock über die Tat. „Es ist etwas anderes, wenn so etwas woanders im Land passiert. Aber hier, in so einem kleinen Ort und praktisch vor der eigenen Haustür, das ist hart“, zeigt sich ein Einwohner entsetzt. Und eine weitere setzt nach: „Man kann das Ganze kaum glauben. Es ist doch furchtbar, dass so junge Leute schon so gewaltbereit sind. Und das auch noch wegen Drogen.“ Wenn auf dem „Sturabühel“ bald der Funken abgebrannt wird, dürfte vielen Frastanzer mulmig sein.

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