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Die wundersame Welt des Louis Wain - Kritik und Trailer zum Film

"Die wundersame Welt des Louis Wain" erzählt von einem britischen Künstler, der mit Katzenbildern bekannt wurde. Vielleicht war seine Kunst vor mehr als einem Jahrhundert also ein Vorläufer dessen, was einem im Internet mittlerweile ständig begegnet - als Cat Content. Regisseur Will Sharpe erzählt mit romantischen Bildern von Außenseitern und Verlusten, von psychischem Rückzug und vom Blick eines Künstlers auf die Welt.

Mehr als hundert Jahre, bevor Katzen-Memes überall waren, malte Louis Wain vermenschlichte Zeichnungen von grinsenden Kätzchen. Regisseur Will Sharpe hat einen beseelten Film über sein Leben gemacht, mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle. Aber "Die wundersame Welt des Louis Wain" (ab Freitag im Kino) ist auch eine fantasievolle Geschichte über psychische Gesundheit und die Liebe. Nicht nur für Katzenliebhaber.

Die wundersame Welt des Louis Wain - Kurzinhalt zum Film

Die erste Stimme, die wir im Film hören, gehört dem australischen Musiker Nick Cave, der die Worte des berühmten englischen Schriftstellers H.G. Wells im Radio zitiert: "Er erfand einen Katzenstil, eine Katzengesellschaft, eine ganze Katzenwelt. Englische Katzen, die nicht wie Louis-Wain-Katzen aussehen und leben, schämen sich."

Bevor es Memes und Videos von Katzen im Internet gab, gab es Louis Wain. Der britische Künstler malte die Tiere mit großen Kulleraugen, die sich um den Esstisch versammelten, Tee tranken, in die Oper gingen. Er malte sie auf ihren Hinterbeinen stehend, gekleidet, mit Golfschlägern und Zigarre rauchend. Später wurden seine Bilder psychedelischer, mit Katzen, deren stacheliges Fell aussieht als wäre es elektrisch aufgeladen. Ein vermeintliches Anzeichen für seine sich verschlimmernde Schizophrenie - die offiziell nie bei ihm diagnostiziert wurde.

Im späten 19. Jahrhundert wird der exzentrische und gutherzige Wain (Benedict Cumberbatch) nach dem Tod seines Vaters zum Versorger seiner Familie. Er ist plötzlich verantwortlich für fünf unverheiratete Schwestern und eine invalide Mutter. Aber er kann die Erwartungen seiner Familie, vor allem seiner ältesten Schwester (Andrea Riseborough), nicht erfüllen. Wie die Erzählstimme des Films von Olivia Colman uns sagt, fürchtet er, was andere von seiner Lippenspalte denken und von seinem "dunklen, kreischenden Orkan aus lähmenden Ängsten und wiederkehrenden Alpträumen".

Die wundersame Welt des Louis Wain - Die Kritik

Louis Wains surreale Vision der Welt steht im starken Gegensatz zu den schwarz-weißen Regeln einer starren, viktorianischen Gesellschaft, eine Vision, die einen Mangel an Mitgefühl für diejenigen zeigt, die anders sind und soziale Normen übertreten. Wain und seine Familie werden in einer Welt klatschliebender Vorhangzupfer geächtet, und vor diesem Hintergrund entwickelt sich Wains Liebe zu der Gouvernante Emily Richardson (Claire Foy) und ja, auch zu Katzen, die damals nicht als kuschelige Haustiere, sondern als wilde Mäusefänger galten. Emily ist so entzückend wie Louis exzentrisch ist, und sie ist diejenige, die einen Kater ins Haus holt und Louis als Maler der Tiere befeuert.

Im Laufe der Zeit, während Wains Leben eine Reihe dramatischer Wendungen nimmt und er in einer psychiatrischen Klinik landet, vertieft sich seine Katzenliebe, seine Kunst verändert sich und mit ihr der Film unter der Regie von Will Sharpe ("Flowers"), der auch den HBO-Vierteiler "Landscapers" gemacht hat, eine True-Crime-Serie mit einer surrealen Qualität, wie sie nur selten im Fernsehen zu sehen ist. Dieses Surreale zeigt sich auch hier sehr schön mit einigen Szenen, die so gestaltet sind, dass sie wie Gemälde aussehen, zusammen mit anderen kreativen Schnörkeln, wie zum Beispiel Louis Wain, der sich Menschen mit Katzenköpfen vorstellt.

Er ist eine schrullige, komplizierte Figur, und Benedict Cumberbatch gibt ein exquisites, expressionistisches Porträt des Mannes. Exzentriker spielen, das kann der Brite wahnsinnig gut, von Sherlock Holmes über Patrick Melrose bis zu Dr. Strange. Der Schauspieler hatte 2021 ein großes Filmjahr, aber während alle von seiner herausragenden Leistung in "The Power of the Dog" sprechen, sollte man nicht vergessen, was er in diesem kleinen Film hier leistet.

Louis Wain war, um es genau zu sagen, wahnhaft. Wie der Film erzählt, glaubte er, dass sich Katzen weiter entwickeln würden, um mit Menschen in ihrer Sprache zu kommunizieren. Er war von der Idee der Elektrizität besessen und glaubte, dass Menschen und Tiere Ladungen unsichtbarer Energie in sich trugen, die uns in der Zeit vorantreiben können und uns helfen, an unseren Erinnerungen festzuhalten. Es ist eine verrückte Idee, aber der Film nutzt sie für einen wirklich schönen Schluss: Immerhin könnte man die von Louis Wain beschriebene Elektrizität auch einfach Liebe nennen.

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(APA/Red)

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