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Die "Weltmaschine" läuft wieder: Suche nach Dunkler Materie bei CERN

Der Large Hadron Collider am CERN bringt wieder Protonen auf Trab.
Der Large Hadron Collider am CERN bringt wieder Protonen auf Trab. ©AP/CERN
Der größte Teilchenbeschleuniger der Welt, der "Large Hadron Collider", ist nach einer umfassenden Modernisierungsphase am Ostersonntag in der Schweiz wieder in Gang gesetzt worden.
Large Hadron Collider bei CERN

Wissenschafter und Physikbegeisterte in aller Welt verfolgten den Neustart für die Suche nach bisher unentdeckten Bausteinen unseres Universums im Live-Blog des Europäischen Kernforschungszentrums (CERN).

CERN nimmt LHC am Ostersonntag in Betrieb

Neustart ohne Probleme

Während Papst Franziskus in Rom mit Tausenden Pilgern die Ostermesse feierte, begann zwischen dem französischen Jura und dem Genfer See eine neues Zeitalter der Erforschung des Universums. Von tiefer Symbolik vielleicht, aber Zufall, wie Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer versichert: “Wir hatten diskutiert, ob wir es über Ostern machen sollen oder nicht, aber wir haben dann gesagt: Jetzt haben wir solange gearbeitet, da machen wir keine Pause, sondern einfach weiter.”

“Hier herrscht große Freude, es hat hervorragend geklappt”, sagte Heuer aus dem Kontrollzentrum in Meyrin bei Genf. “Wir sind alle begeistert, wie schnell jetzt nach über zwei Jahren Bauzeit der erste Teilchenstrahl den Beschleunigerring erfolgreich passiert hat.”

“Big Bang” erst in zwei Monaten

Bis die Teilchenstrahlen in der 27 Kilometer unterirdischen Umlaufbahn des Large Hadron Colliders (LHC) mit der nun mit erstmals möglichen Kollisionsenergie von 13 Teraelektronenvolt (TeV) – fast doppelt so viel wie bisher – aufeinanderprallen, wird aber noch einige Zeit vergehen. “Wir rechnen mit etwa zwei Monaten”, sagte Heuer.

Bis dahin werde die runderneuerte Anlage kalibriert, während die Strahlen stufenweise intensiviert und beschleunigt werden. In den Zerfallsprodukten der Kollisionen suchen die Forscher nach bisher unbekannten oder nur theoretisch vorhergesagten Teilchen.

Der Large Hadron Collider am CERN

Die Suche nach dem “dunklen” Universum

Vor drei Jahren gelang die sensationelle Entdeckung des Higgs-Teilchens – der wichtigste Baustein im Standardmodell der Materie, der deshalb manchmal auch “Gottesteilchen” genannt wird.

Nun können sich die Forscher dann voraussichtlich im Frühsommer mit der sogenannten Weltmaschine wieder auf die Suche nach Lösungen für Rätsel des elementaren Aufbaus der Welt machen. Sie hoffen unter anderem, erstmals konkrete Beweise für die Existenz Dunkler Materie sowie Informationen über deren Zusammensetzung zu bekommen.

Denn nur mit dem Higgs-Teilchen allein lässt sich das Universum noch nicht erklären: “95 Prozent des Universums verstehen wir nicht, das sind Dunkle Materie und Dunkle Energie”, sagt die Italienerin Fabiola Gianotti, die den Deutschen Heuer 2016 an der Spitze des Cern ablösen wird.

CERN-Chef Heuer riet zur Geduld: Wann es bahnbrechende Erkenntnisse zu einer ganz neuen Physik geben werde, sei nicht absehbar. “Das kann schnell gehen, aber es kann auch sehr lange dauern, ich bin da sehr vorsichtig.”

Aufbruch in neue, unbekannte Regionen

“Der Neustart des LHC mit deutlich höherer Energie gibt uns die Chance, in neue, unbekannte Regionen vorzustoßen und neue physikalische Phänomene wie zum Beispiel die Dunkle Materie nachzuweisen”, erklärte der Direktor für Teilchenphysik des Deutschen Elektronen-Synchrotons (Desy), Joachim Mnich. “Das löst bei allen beteiligten Teilchenphysikern ein Kribbeln aus.”

Fest steht: Die Physik steht an der Stufe einer neuen Ära mit äußerst spannenden Experimenten. Dabei ist die Laufzeit des erneuerten LHC langfristig für recht lange Zeit geplant worden – immerhin bis 2035. Und allein schon für den Fall, dass die Forscher bis dahin nichts finden, laufen längst Planungen für einen gänzlich neuen, wiederum erheblich leistungsstärkeren Teilchenbeschleuniger. (red/APA/dpa)

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