Die vielseitigen Ansichten der „Heimat“

Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern der Weg in eine Zukunft, die von Wertschätzung und Traditionen geprägt ist. Mit unterschiedlichen Projekten wird noch bis September auf die Vielfalt der Stadt, die unterschiedlichen Lebensformen und Glaubensrichtungen aufmerksam gemacht. Gibt es eine „Heimat“, oder hat jeder Mensch mehrere Heimaten? Die Frage danach, wie sich die Menschen ihre Zukunft und den Begriff Heimat vorstellen, steht im Vordergrund.
Ein neuer Heimatbegriff
Im Projekt geht es in erster Linie um die Wahrnehmung der Vielschichtigkeit und dem Kommunikationsprozess, der durch Fragestellungen, Bilder, Texte und Installationen ausgelöst wird. Neue Perspektiven öffnen und Gelegenheiten schaffen, die Zukunft im Austausch gemeinsam gestalten – daraus könnte ein neuer Heimatbegriff wachsen. Günther Blenke hat sich intensiv mit dem Begriff „Heimat“ auseinander gesetzt, hat sich mit beängstigende Vorkommnissen der jüngsten Vergangenheit beschäftigt: „Brandsätze und Steine wurden geworfen, Hitlerparolen geschrien und Skulpturen zerstört.“ Mit seinen Projekten will der Künstler der Radikalisierung der Gesellschaft entgegenwirken. In Städten wie Hohenems lebt heute eine Vielzahl von Menschen unterschiedlichster Prägung und unterschiedlichster Herkunft. Alle tragen sie zur Vielfalt in der Stadt bei. Aber fühlen sie sich hier auch „daheim“? Gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft zu bauen, kann Barrieren niederreißen.
Die Städter mit einbeziehen
Hauptelement des Projekts sind ca. 30 Transparente (Planen, 70 x 105 cm), die aus einer Kombination von Fotografien und Texten bestehen. Die Bilder zum Thema Heimat entstehen ausschließlich in Hohenems, sollen aber soweit als möglich universale Bedeutung haben. Die räumliche Beschränkung der Motive hat den Vorteil, dass das kollektive Wissen der HohenemserInnen mit einbezogen wird und so der Einstieg in das Thema weiter vereinfacht wird.Den Höhepunkt des Projekts soll eine öffentliche Veranstaltung im September 2015 darstellen. An einem „Heimattag“ werden alle Transparente am Schlossplatz zusammenfinden. Jene Menschen, die einen Platz für die Aufhängung zur Verfügung gestellt haben, bringen die Bilder ins Zentrum der Stadt. Dort wird ein visionärer Heimatraum entstehen. Die 30 Transparente ergeben in Kombination ein großes buntes Mosaik aus vielfältigen Heimatbildern. Es werden dafür vier große Bildträger als Eckpunkte eines imaginären Raumes aufgestellt, auf denen die Transparente von den einzelnen Personen angebracht werden können. Umrahmt wird die Gemeinschaftsaktion von kurzen Reden zum Thema Heimat und von musikalischen Beiträgen. Nach dem Abbau werden die Transparente weiterverwendet. Heimat liegt im Herzen eines jeden Menschen selbst, wie diese Heimat in der Gemeinschaft aussehen kann, das veranschaulichen Günther Blenke, Sandro Scherling, Dietmar Walser und Johannes Inama auf eindrückliche Art und Weise.