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Die Tragödie eines Königs

King George VI. (Götz Otto, links) und sein Sprechtherapeut und Freund Lionel Logue (Steffen Wink).
King George VI. (Götz Otto, links) und sein Sprechtherapeut und Freund Lionel Logue (Steffen Wink). ©Applaus/Kulturbühne
Standing Ovations AmBach für das zweitletzte Gastspiel der erfolgreichen Applaus-Reihe.

 

Götzis. (sch)  Das hat man nach der Aufführung eines Applaus-Gastspiels auf der Kulturbühne Am Bach wohl noch nicht erlebt – minutenlange Standing Ovations und Jubel für die brillanten Schauspieler in einem derzeit durch die Verfilmung besonders aktuellen Stück – „The King´s Speech – Die Rede des Königs“ des 1937 in London geborenen Autors David Seidler. Als junger Mann litt er unter Stottern genauso wie der spätere englische König George VI., der es aber mit eisernem Willen und mit seinem Sprechtherapeuten Lionel Logue so weit gebracht hatte, dass er seine Reden an das Volk optimal fehlerfrei im Rundfunk halten konnte. Nun, Seidler nahm Kontakt mit dem Sohn des inzwischen verstorbenen Lionel Logue auf, denn er wollte ein Stück über König George und Lionel schreiben. Der Autor bekam vom jungen Logue  schriftliches Material über George VI. und seinen Therapeuten, allerdings mit der Auflage, dass das dann 1980 entstandene Theaterstück erst nach dem Tod von Queen Mum, der Gattin von George VI. und Mutter der heutigen Queen, aufgeführt werden darf. So blieb das Stück rund zwanzig Jahre  liegen, bis Regisseur Tom Hooper den weltberühmten Film „The King´s Speech“ mit Colin Firth und Geoffrey Rush  drehte; David Seidler konnte 2011 den Oscar für das beste Originaldrehbuch erhalten. Eine Bühnenfassung der Kempf Theatergastspiele in der Regie von Helmuth Fuschl mit dem deutschen Weltstar Götz Otto begeisterte kürzlich die Theaterfreunde in Götzis.

 

Meisterleistung

Das Stück ist in allen wichtigen Phasen (mit nur kleiner künstlerischer Freiheit) historisch – King George VI., seine Gattin, sein Bruder Herzog von Windsor mit Gattin Wallis Simpson, Winston Churchill, der Erzbischof von Canterbury und vor allem die Schlüsselfigur des australischen Sprechlehrers Lionel Logue, der naturgemäß viele Feinde hatte, aber vom König als wichtiger Freund behandelt und geschätzt wurde. Glanzszenen der Aufführung waren allemal die Lehrstunden Logues mit dem König, wo es mitunter herzlich-deftig und mit nötigem therapeutischem Gebrüll lautstark zuging.

Götz Otto, der große, schlanke Darsteller in zahlreichen TV-Serien, aber  vor allem in Filmen wie „Schindlers Liste“ oder „James Bond“ etc. bot als stotternder, mit Minderwertigkeitskomplexen beladener Herzog von York/King George VI., der sich mit Hilfe von Lionel (Steffen Wink als fröhlicher, beeindruckender Therapeut) aus seiner Behinderung zu lösen vermag, eine wahre Meisterleistung. Eine Reihe weiterer prominenter deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler rundeten den grandiosen Theaterabend glanzvoll ab. Thomas Pekny konzentrierte sich in seiner großflächigen, kahlen Bühne ganz, mit nur minimaler Aktion, auf das Wort, das durch Götz Ottos lupenreine Diktion schließlich echt betroffen machte.

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