Vom Bodensee in die Welt kann man in diesen Tagen getrost sagen. Wir erinnern uns acht Jahre zurück, als das Fraunhofer-Institut bei Konstanz eine drei Meter große Betonkugel im Bodensee versenkte, um Strom zu gewinnen. Ein Testlauf, der jetzt groß Schule machen soll, und zwar im Meer vor Kalifornien, nahe Long Beach. Dieses Mal soll das Projekt aber deutlich größere Ausmaße annehmen als hier bei uns: Eine 400 Tonnen schwere Betonkugel soll Strom speichern und bei Bedarf wieder abgeben – direkt aus 600 Metern Wassertiefe.

Wie funktioniert die Technik
Die Technik ist simpel, aber genial: Eine hohle Betonkugel mit neun Metern Durchmesser wird mit Wasser befüllt – oder eben leergepumpt, je nachdem, ob sie Energie speichern oder abgeben soll. Wenn Wasser hineinströmt, wird es über eine Turbine in Strom umgewandelt – beim Leerpumpen wird die Energie gespeichert. Der Prototyp hat eine Leistung von 0,5 Megawatt, was für rund 400 Haushalte ausreicht.
„Pumpspeicher-Kraftwerke sind ideal, um Strom über längere Zeiträume zu speichern – aber auf dem Land gibt es kaum noch Platz für sie. Also verlagern wir die Technik einfach unter Wasser“, erklärt Dr. Bernhard Ernst vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE). Und das hat nicht nur Vorteile für die Technik: Unter Wasser gibt es viel weniger Einschränkungen, was den Umweltschutz betrifft, und auch die Akzeptanz bei den Anwohnern dürfte größer sein.

Testlauf in Kalifornien ist bedeutend für die Zukunft
Für das Fraunhofer-Team ist der Test vor Kalifornien ein entscheidender Schritt, um die Technologie weiter auszubauen und bis spätestens 2026 in Betrieb zu nehmen. „Die Energiewende wird den Bedarf an Speichermöglichkeiten massiv ansteigen lassen“, so Dr. Ernst. „Mit unserem Kugelspeicher haben wir eine kostengünstige Lösung gefunden, die schnell skalierbar ist. Die Ergebnisse des Tests vor der US-Küste werden entscheidend sein, um die Technologie weltweit einzuführen.“
Wenn der Test erfolgreich verläuft, könnten wir in wenigen Jahren einen neuen, unsichtbaren Energieriesen in den Tiefen der Weltmeere haben – und damit einen weiteren Schritt in eine grüne Zukunft gehen. Das Schöne an der Sache ist, der Bodensee würde für genau diese Vision eine tragende Rolle spielen.
(VOL.AT)