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Die Rettung kommt von oben

Nenzing - Artur Köb hat zur Zeit nicht viel festen Boden unter den Füßen: im Minutentakt dröhnen die Rotoren der knallgelben Rettungshelikopter "C8" und "Gallus 1" über den Gipfeln.

Gebrochene Beine, Schulterluxationen, Prellungen und Co. sorgen für ständigen Nachschub in den Spitälern. Die meisten Verletzten werden vom 43-jährigen Köb und seinen Kollegen der Vorarlberger Flugrettung auf dem Luftweg direkt von der Piste ins Krankenbett verfrachtet. Allein am Donnerstag endeten die Skiferien für etwa 15 Wintersportler vorzeitig. „Die Faschings- und die Ferienwoche im Februar gehören bei uns zur arbeitsintensivsten Zeit im Jahr“, so Köb. Trotzdem bleibt der 43-Jährige, der mit seiner Familie in Au lebt, entspannt. Von Stress und Hektik keine Spur. Die vielen Einsatzstunden als leitender Flugretter lassen das Adrenalin schon längst nicht mehr ansteigen, gestürzte Skifahrer gehören da noch zu den einfacheren Aufgaben.

Perfektes Team

Oft genug aber müssen die Retter auch anspruchsvolle Taubergungen durchühren. Etwa wenn sich ein Wanderer in einem Tobel verirrt und verletzt hat. Dann kommt noch die Aufgabe hinzu, aus der Luft die Nadel im Heuhaufen zu finden. Diese Bergungen in hochalpinem Gelände gehören zu den schwierigsten Einsätzen der Notarzthubschrauber. Flugretter und Pilot müssen ein perfektes Team bilden. „Nach so langer Zeit versteht man sich blind“, sagt Köb. Oft genug weiß die Besatzung vor Eintreffen am Unfallort nicht, was auf sie zukommt. Einen der gefährlichsten Einsätze hatte der Vater von vier Kindern ausgerechnet vor seiner Haustür an der Kanisfluh in Au. „Zwei Bergsteiger hatten sich in einer hohen Steilwand verstiegen, saßen fest. Wir sind mit dem Helikopter direkt an die Wand geflogen, ich habe die beiden bei mir eingeklinkt und die Seile gekappt.“ Eine falsche Bewegung und Köb hätte sein eigenes Leben riskiert.

Schafe hüten

Doch wer es als Bergretter bis zur obersten Weihe, der Flugrettung, geschafft hat, ist längst mit allen Wassern gewaschen. Flugretter wird man nicht so einfach, ständige Fortbildungen und absolute Fitness sind Voraussetzung. Zeitlich investieren Köb und seine Kollegen viel in ihre Aufgabe, denn alle haben einen Hauptberuf, die Arbeit auf dem Helikopter ist freiwillig. Köb führt in Au mit seiner Frau seit zwanzig Jahren einen Campingplatz. Sein liebstes Hobby hat übrigens gar nichts mit dem Fliegen zu tun: jedes Jahr im Sommer zieht es ihn mit seiner ganzen Familie auf die Alpe Schadona im Bregenzerwald – zum Schafehüten. Auf mehrere hundert Tiere passt der Flugretter dann einige Wochen lang ganz bodenständig auf. Und wenn sich mal eines seiner „Schäfchen“ im Wald verirrt: es könnte kaum in besseren Händen sein.

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