Gratulation Herr Sagmeister zum zweiten Grammy. Wie war die Stimmung in Los Angeles?
Stefan Sagmeister: Die beschreibe ich am besten mit einer Geschichte. Auf der Party fragte die Künstlerin Tia Carrere meine Wenigkeit, in welcher Kategorie ich nominiert sei. Ich antwortete, in der bedeutendsten und prächtigsten von allen die Aufmachung. Sie meinte, oh, da liegst du falsch mein Lieber, dieses Album beschreibt ,kick your ass.
Die Box Everything That Happens Will Happen Today wirkt auf den ersten Blick idyllisch, dann sieht man aber doch einige Brüche. Welche Idee steckt denn da eigentlich dahinter?
Stefan Sagmeister: Dazu muss ich etwas ausholen. David Burnes und Brian Enos Zusammenarbeit in Everything That Happens Will Happen Today hört sich sehr positiv an, nach mehrmaligem Abspielen offenbart sich aber eine düstere Seite. Genau das lassen wir in unserem Arrangement einfließen.
Darum also dieses idyllische Vorstadthaus.
Stefan Sagmeister: Ja, es gibt die Voraussetzung für verschiedene Szenen, von dem scheinbar Harmlosen einem Ölfleck auf der Fahrbahn zum Sonderbaren einer Klimaanlage in industrieller Größe im Vorgarten. Und auch das Beunruhigende eine Feldflasche mit Benzin in der Küche , all das weicht einer tieferen Geschichte aus, die ultimativ unerzählt bleibt . . .
Sie haben für die Rolling Stones gearbeitet, für Lou Reed und so weiter und wollten der Musikbranche zugunsten der Kunstszene, einiger Museen, gesellschaftspolitischer Vereinigungen oder anderer Aufgaben den Rücken kehren. Haben Sie sich nun anders entschieden?
Stefan Sagmeister: Nein, eigentlich nicht. Es gibt so viele andere Dinge, die mich derzeit mehr inspirieren. Diese CD war eine Ausnahme, weil David Byrne unser Lieblingskunde ist und ich immer schon einmal den Brian Eno kennenlernen wollte.
Sie haben mit dem Lucky Strike Award vor einigen Monaten einen der bedeutendsten Design-Preise überhaupt bekommen. Er ist hoch dotiert. Damals meinten Sie im Gespräch mit mir, dass Sie nun die Möglichkeit haben, einen Dokumentarfilm zu realisieren. Bleibt es dabei?
Stefan Sagmeister: Ja, den wird es sicher geben, allerdings nicht demnächst, sondern frühestens in zwei Jahren.
Andere Frage: Wo kommt der Grammy, dieses kleine, goldene Grammophon nun hin? Ins Atelier in New York, oder ins Wohnzimmer?
Stefan Sagmeister: Das weiß ich noch nicht, denn was die Leute nicht ahnen können der wird einem ganz profan per Post zugestellt. Er muss ja noch graviert werden.