Die Post bringt allen was – auch Ärger

Post und BAWAG haben Öffnung des Thüringer Postamtes bis 2015 garantiert – jetzt soll alles anders kommen.
(amp) Der Slogan „Die Post bringt allen was“ stimmt: in Thüringen bringt sie jede Menge Verunsicherung und Verärgerung. Das Thüringer Postamt ist die letzte Bastion im Walgau und im Großen Walsertal. In allen anderen Gemeinden sind Postpartnermehr der aqua-Mühle, des ABO im Walsertal im „Haus Walserstolz“ mehr oder weniger erfolgreich am Werk. Im Herbst 2011 wurde das Thüringer Postamt noch großzügig umgebaut, technisch aufgerüstet und von der BAWAG ein eigener Beratungsraum eingerichtet. „Dazu gab es die verbindliche Zusicherung, dass das Postamt in Thüringen bis 2015 „unangetastet“ bleibt“, macht Postgewerkschafter Franz Mähr aufmerksam. Jetzt soll alles anders kommen.
Miet-Kündigung bereits vor Monaten
Bereits am 29. Dezember wurden laut Prokurist Thomas Berthold von der Post die Mietverträge mit der Raiffeisenbank als Eigentümerin der Gebäude vorsorglich gekündigt, ohne die Bediensteten im Postamt Thüringen oder die Gemeinde davon in Kenntnis zu setzen. „Die Gemeinde wurde erst vor Anfang des Jahres über die geplante Schließung des Postamtes informiert. Bezeichnender Weise nicht von der Post, sondern einem Vertreter der Postpartner, der ein paar nicht nachvollziehbare Kostenstellen (z.B. Shared Service Kosten) auf den Tisch legte“, ärgert sich Bürgermeister Harald Witwer über die unprofessionelle Vorgangsweise.
Kosteneinsparungen
Dass die Postalia auch im Thüringer Postamt rückläufig sind, ist bei der zunehmenden technischen Vernetzung nur verständlich. In den vergangenen drei Jahren sind demnach die Erträge der Postdienst- und Finanzdienstleistungen um rund 15.000 Euro rückläufig. Durch Verzicht auf Urlaubs- und Krankenstandsvertretungen haben die Beschäftigten am Postamt Thüringen die Mindereinnahmen aber mehr als nur wettgemacht. So konnten an die 20.000 Euro Personalkosten eingespart werden. „Das Minus resultiert überwiegend aus den Shared Service Kosten (Personalverrechnung, Wareneinkauf, Betreuung der IT-Infrastruktur …..) die von der Wiener Zentrale in Rechnung gestellt werden“, mutmaßt Franz Mähr. Diese sollen beim Postamt in Thüringen mit zwei Beschäftigten mit 34.500 Euro zu Buche schlagen. Ein Betrag, der nur schwer beleg- und nachvollziehbar sein dürfte.
Faire Partner
„Wir waren immer faire Partner und erwarten uns von der Post, dass konkrete Zahlen auf den Tisch kommen“, wünscht sich Bürgermeister Harald Witwer ein Gespräch mit kompetenten Postleuten auf Augenhöhe. Dass die BAWAG als Hauptbetreiber hinter der Schließung steht, sind Mähr und Witwer überzeugt. Mit einem Tag Kundenservice (siehe Anschlag), lassen sich keine neuen Kunden lukrieren. Die Fluktuation nach Bludenz und zu anderen Banken ist daher mehr als nur verständlich.