Gänzlich störungsfrei ist am Dienstagabend im Wiener Theater Akzent die im Vorfeld umstrittene Premiere von Jean Genets “Die Neger” über die Bühne gegangen. Johan Simons inszenierte die Festwochen-Koproduktion mit einem gemischten Ensemble aus Darstellern der von ihm geleiteten Münchner Kammerspiele und des Deutschen Schauspielhauses Hamburg als artifiziellen Abend, der höflichen Applaus erhielt.
“Die Neger”-Premiere in Wien
Gespielt wird – entgegen Genets ursprünglicher Intention – von weißen Schauspielern, die streng reduzierte schwarze und weiße Kunst-Masken tragen. Einzige Ausnahme ist die Figur des Spielleiters Archibald: Er wird nicht nur von dem schwarzen niederländischen Darsteller Felix Burleson gespielt, der die rassistische Klischees ausstellenden und gleichzeitig Rassen-, Gesellschafts- und Theatertheorie verhandelnden Szenen zu träumen scheint, sondern auch vom schwarz geschminkten deutschen Schauspieler Stefan Hunstein. Er übernimmt den größten Teil des Spielleiter-Textes und ist der einzige Fall jenes Blackfacing, das anhand eines Festwochen-Werbesujets für Aufregung gesorgt hatte.
Die antirassistische Stoßrichtung des Stückes ist in diesem zweistündigen Aufführung, die in Wien noch dreimal gezeigt wird (jeweils gefolgt von Publikumsgesprächen) und ab 14. Juni in Hamburg, ab 17. Juni in München zu sehen ist, unbestritten. Dass das 1959 in Paris uraufgeführte und im deutschen Sprachraum selten gespielte Stück für die Bühne damit wiederentdeckt wurde, muss allerdings bezweifelt werden. Nicht nur ein Zuschauer bekannte anschließend: “Ich bin ratlos.”
(APA)