Die kleine Hexe ist die Größte

Feldkirch. (vko) Die kleine Hexe ist 127 Jahre alt; zu jung also für eine Hexe, um auf dem Blocksberg mitzufeiern. Das weiß jeder Opa und jede Mama und jedes Kind – sie alle haben nämlich das Kinderbuch „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler gelesen, schon als sie klein waren. Die Kinderoper natürlich, geschaffen von Veit Erdmann-Abele (Musik) und Winni Victor (Libretto), ist nicht zu jung und feierte daher ihre Aufführung: Am Samstag rissen Studentinnen und Studenten des Vorarlberger Landeskonservatoriums in der ersten von vier Vorstellungen das Theater am Saumarkt mit ihrer gesanglichen und darstellerischen Leistung mit.
„Giiiaaah – du hast Gutes getan, du verdorbenes Ding!“
Ein Jahr hat die kleine Hexe Zeit, um für die Hexenprüfung zu lernen und um zu beweisen, dass sie eine gute Hexe ist. Obwohl es bisweilen gar verlockend wäre, ein wenig Schabernack zu treiben, gibt der Rabe Abraxas ein gutes schlechtes Gewissen ab und hält sie am rechten, dem guten Weg. Zu erfolgreich, wie sich herausstellt. Denn die Hexenversammlung verkündet bedrohlich, eine gute Hexe habe böse zu sein: „Giiiaaah – du hast Gutes getan, du verdorbenes Ding!“ Die gute kleine Hexe erweist sich zum Glück als die Beste. So gelingt es ihr, die alten zu überlisten und ihrer Strafe zu entgehen.
Frech, schrill und reif
Bereits zum zweiten Mal standen einige der Ensemblemitglieder heuer auf der Bühne in der Inszenierung von Dora Kutschi, Professorin am Landeskonservatorium in Feldkirch. Am Klavier begleitete die jungen, kraftvollen Sänger Akiko Shiochi, die ebenfalls am Landeskonservatorium unterrichtet. Die anspruchsvolle Musik holte reife Töne und gellendes Hexenkreischen aus den Künstlern, die grandios die erhabenen Klänge mit kindlichem, schelmischem Spiel verbanden. Die Melodie polterte schaurig, Chorpassagen bannten mit ihrem Rhythmus. In der Tat ist „Die kleine Hexe“ eine Familienoper, die für alle bis – mindestens! – 127 Jahre ein Genuss ist.