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Die Highlights fehlen

Auch heuer wieder sind auf der weltgrößten Computermesse CeBIT die Fernseher größer, die Handys kleiner, die MP3-Player hübscher und die Notebooks schneller als im Vorjahr.

Und wie in den Jahren zuvor werden hektische Besucher mit unter dem Ohr geklemmten Handy und nachschleifenden Trolly durch die zahlreichen Hallen in Hannover hetzen – nur wirkliche Highlights werden sie nicht sehen. Dafür weniger Drängerei, denn das Interesse am „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ hat nachgelassen.

Die Messe in Hannover wird diesen Mittwoch (14. März) von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet und dauert bis 21. März. Die Trends der heurigen CeBIT sind omnipräsentes Internet über mobile Datenkarten oder WLan, Internettelefonie, Fernsehen am PC, das Notebook als Familienmitglied, Touchscreen-Displays sowie Telematik und Navigation.

Auch bei der heurigen CeBIT gilt wieder: Nicht alles, was im Vorfeld als neuer Hype angekündigt wurde, entpuppt sich auch als solcher. Beispiel Internet-TV: Dem Satellitenbetreiber SES Astra zufolge nutzen es von rund 38 Millionen deutschen TV-Haushalten gerade einmal 40.000. In Österreich fernsehen über das Angebot der Telekom Austria gerade mal einige tausend Kunden. Dabei war „IpTV“ bereits 1997 erstmals ein Thema bei der CeBIT. Weiteres Beispiel: Das Festnetz-Handy. Die Deutsche Telekom hat sich nach nur einem halbe Jahr von ihrem kombinierten Festnetz- und Mobilfunk-Telefon T-One wieder getrennt.

Eine angekündigte Revolution, die auch stattfand, ist die Internettelfonie. 500 Millionen Mal wurde die Software Skype (skype.com) seit der Veröffentlichung der ersten Beta-Version Ende August 2003 weltweit heruntergeladen.

Ein völlig neues Thema könnte der Energieverbrauch der Informationstechnologie (IT) sein. Deutsche Verbraucherschützer verlangen von der Industrie einen Beitrag zum Klimaschutz. Elektronische Geräte, die keinen Ein/Aus-Schalter haben, sollten nicht mehr zugelassen werden. Laut der deutschen Stiftung Warentest kostet der „Stand-by“-Modus einem Durchschnittshaushalt jährlich rund hundert Euro.

Die Zeiten, als Unternehmen auf die CeBIT warteten, um Neuheiten anzukündigen, scheinen jedenfalls vorbei. Dafür ist mittlerweile fast das ganze Jahr über Gelegenheit. Die Mobilfunkfirmen nutzen die 3GSM in Barcelona, die PC-Hersteller die CES in Las Vegas, die Hersteller von Unterhaltungselektronik die IFA in Berlin oder die Games Convention in Leipzig.

Und so versuchen die Aussteller bei der CeBIT zumindest mit Superlativen zu klotzen. So zeigt Sharp wie bereits auf der CES den größten LCD-Fernseher der Welt mit einer Bildschirmdiagonale von 270 Zentimetern. Als Gastredner werden der Chef des französischen Telekommunikationsausrüsters Alcatel Lucent, Pat Russo, und der stellvertretende russische Ministerpräsident Sergej Naryschkin erwartet. Russland ist in diesem Jahr Partnerland der CeBIT.

Österreich ist unter anderem mit zwei Anbietern für „smarte Kleidung“ vertreten. „Urban Tool“ und „Lösungsmittel“ verkaufen beispielsweise Kopfkissen mit integrierter Freisprecheinrichtung für das Handy und T-Shirts als Fernbedienung für den MP3-Player.

Im Rekordjahr 2001 hatte die CeBIT 8.100 Aussteller und 840.000 Besucher sowie eine Netto-Ausstellungsfläche von 431.000 Quadratmetern. In diesem Jahr rechnet die CeBIT-Veranstalterin Deutsche Messe AG mit rund 6.000 Ausstellern und 280.000 Quadratmetern Fläche.

Künftig will die CeBIT mehr Konferenzen anbieten. Dies sei ein Trend, der gerade aus den USA herüberschwappe, so CeBIT-Chef Ernst Raue. Die Computermesse bleibe der weltweit wichtigste Marktplatz für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) und könne nicht mit anderen Veranstaltungen verglichen werden – „da kann geschrieben werden, was will“, meinte Messeboss Raue.

Ob Stimmungsmache oder nicht, Branchenprimus Deutsche Telekom ist zwar auf der Messe vertreten, hat aber schon den Sparstift gezückt. Die Telekom hat ihre bisher übliche Party „Talk@night“ abgesagt. Kolportiert wurde, Telekom-Chef Rene Obermann befürchte negative Schlagzeilen, wenn sich mehr oder minder prominente Gäste auf Unternehmenskosten einen schönen Abend machten, während er bei 50.000 Mitarbeitern die Gehälter kürzen will.

Laut einer Studie der European Information Technology Observatory sinkt in Europa das Wachstum des Informations- und Kommunikationstechnologie-Marktes um 0,5 Prozent auf 3,2 Prozent. In Japan soll das Plus von 2,1 auf 1,1 Prozent abfallen. Die USA stagnieren auf hohem Niveau bei 3,9 Prozent. Im Rest der Welt wird die Wachstumsrate nach 8,4 Prozent im abgelaufenen Jahr 2006 nur mehr 6,8 Prozent betragen.

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