Die gute Seele des Rollstuhlsports

Hubert Kilgas Engagement für den Behindertensport wurde gewürdigt
Hubert Kilga ist Mitbegründer des Rollstuhlclubs Vorarlberg, seit dessen Gründung vor 18 Jahren Obmann des Vereins und seit 30 Jahren querschnittgelähmt. Unter seiner Obmannschaft erfuhr der Behindertensport eine bis dato einzigartige Stellung innerhalb der Region, verbunden mit der gesellschaftlichen Integration und Anerkennung von Behinderten. Große Ereignisse, wie das jährliche Rollstuhlbasketballturnier, verbinden Menschen mit und ohne Behinderung. Für diese Verdienste wurde “die gute Seele des Rollstuhlsports in Vorarlberg” kürzlich mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.
VN-Heimat: Wie hat sich Ihr Leben vor 30 Jahren verändert?
Hubert Kilga: Auf der Schweizer Autobahn wurde ich 1980 unschuldiges Opfer eines illegalen Autorennens. Nach vier Monaten im Koma und einem Jahr Reha stand fest, dass ich für immer an den Rollstuhl gefesselt bin.
VN-Heimat: Wie erlebten Sie die damalige Zeit?
Hubert Kilga: Klar fällt man anfangs in ein großes Loch, in der Reha ist es immer besser geworden. Der Tag der Entlassung war eine große Herausforderung. Aber ich wollte mich dem Leben stellen und bin mit dem eigenen Auto von Bad Häring heimgefahren. Ich erfuhr große Unterstützung von der Familie und Freunden und konnte auch berufsmäßig vom Zoll in Hohenems ins Finanzamt Feldkirch wechseln.
VN-Heimat: Wie sind Sie zum Rollstuhlclub (RC) gekommen?
Hubert Kilga: Damals war der Rollstuhlsport eine Sektion des Behindertensportverbandes. Ich habe mich gleich der Basketballgruppe angeschlossen, der ich bis heute angehöre. Bald habe ich die Sektionsleitung übernommen und nachdem der Rollstuhlclub 1993 ein eigenständiger Verein wurde, die Obmannschaft.
VN-Heimat: Was bietet der RC Vorarlberg seinen Mitgliedern?
Neben den verschiedensten Sportarten – Basketball, Tennis, Tischtennis, Monoschi, Langlauf, Schießen, Handbike – auch viel Geselligkeit. Wir begleiten Menschen von Anfang an. Wir zeigen ihnen, dass ein Leben im Rollstuhl gar nicht so schlecht ist, wenn es denn einmal passiert ist. Auch eine Kindergruppe wird geführt. Neben dem Breitensport wird auch der Spitzensport gefördert, was sich schon in vielen tollen Erfolgen, wie Weltmeistertiteln oder olympischen Goldmedaillen, niederschlug.
VN-Heimat: Durch Ihren Einsatz und Ihr Organisationstalent haben mehrere Höchstleistungen der “Rollis” aufhorchen lassen. Zwei Touren quer durch Österreich, dann das Race across America, das härteste Radrennen der Welt mit über 5.000 km und 33.000 Höhenmeter, und zur Krönung das Race across Australia. Wie kam es dazu?
Hubert Kilga: Ob im Rollstuhl oder nicht, Menschen haben visionäre Gedanken. Der Grundstein zur ersten Tour wurde bei meiner Kur in Loipersdorf beim Heurigen gelegt. Ich sagte zu Hotelier Gerald Stoiser: “Beim 20. Aufenthalt in Loipersdorf komme ich mit dem Rad.” Alle haben anfangs gelacht und es wurden Wetten abgeschlossen. Zuhause habe ich die Idee meinen Leuten unterbreitet und schon ging es ans Planen und Organisieren. Das Konzept stieß auf Gefallen, sodass wir auch von Sponsoren die finanzielle Unterstützung bekamen. Und mit der Euphorie nach der ersten Tour musste das Ganze natürlich getoppt werden. Wir erlebten dabei Grenzerfahrungen der Erschöpfung, im physischen und psychischen Bereich. Doch unbeschreiblich war jedesmal das Gefühl, wenn wir Hitze, Staub, Regengüsse, Sandstürme und andere unbekannte Erschwernisse meistern konnten. Ohne das professionell arbeitende Team im Hintergrund wäre natürlich vieles nicht möglich gewesen.
VN-Heimat: Was ist als nächstes geplant?
Hubert Kilga: Erst einmal die Herausgabe des Bildbandes “Race across Australia” im September. Ja, und zu meinem 30-jährigen Jubiläum in der Therme Loipersdorf schwebt mir schon eine Idee vor: Wir könnten das alte Team der ersten Tour reaktivieren und Nonstopp mit dem Handbike nach Loipersdorf fahren.
VN-Heimat: Was bedeutet Ihnen das große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg?
Hubert Kilga: Ich war anfangs total überrascht und natürlich ist es eine große Anerkennung für mein Bemühen um den Rollstuhlsport. Seit 30 Jahren steht der Rollstuhlclub bei mir an erster Stelle und ich denke, das Ansehen des Rollstuhlclubs kann sich sehen lassen. Nun ist es langsam Zeit etwas ruhiger zu treten und die Jugend zu motivieren, in meine Fußstapfen zu treten. Wir haben ja einen tollen Vorstand.
VN-Heimat: Herzliche Gratulation zur Auszeichnung und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Zur Person Hubert Kilga
Wohnhaft: Mäder
Geboren: 4. September 1953
Sternzeichen: Jungfrau
Lieblingsspeise: Nudelgerichte
Lieblingsgetränk: Mohrenbier
Hobbys: Rollstuhlclub
Familienstand: Partnerschaft mit Doris
Motto: Nicht aufgeben!