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Die Goldfische - Kritik und Trailer zum Film

Oliver führt ein Leben auf der Überholspur - bis er nach einem schweren Autounfall plötzlich querschnittsgelähmt ist. In den Klinikalltag kann er sich nur schwer einfügen. Das beste WLAN-Signal gibt es ausgerechnet in einer Wohngemeinschaft von Behinderten. Oliver (Tom Schilling) ist erst abweisend, doch bald hat er eine Idee, wie er mit Hilfe der Bewohner an viel Geld gelangen kann. Ein krimineller Plan! Gemeinsam unternehmen alle einen Ausflug in die Schweiz.

Alles, bloß kein Drama über das Leben mit Behinderung. Als der Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan beim Filmprojekt “Die Goldfische” einstieg, reizte ihn vor allem, dass es eine Komödie werden sollte. Ein lustiger Film über Menschen, die so leben, denken und fühlen, wie andere ohne Behinderung auch. Das ist geglückt. Ab Freitag im Kino.

Die Goldfische – Kurzinhalt zum Film

Vergnüglich und warmherzig erzählt das rasante Leinwandabenteuer “Die Goldfische” mit Tom Schilling und Jella Haase von einem Ausflug in die Schweiz, der im Chaos endet. An Bord eines alten, klapprigen Kleinbusses: Die Bewohner einer Wohngemeinschaft von Behinderten und der Bankmanager Oliver, der seit einem Autounfall im Rollstuhl sitzt und kriminelle Pläne schmiedet. Erstmals spielt laut Produktion zudem eine junge Frau mit Downsyndrom eine Hauptrolle: Luisa Wöllisch ist die WG-Bewohnerin Franzi, die auf der Reise endlich ihre Sehnsucht nach Glamour stillen will.

“Menschen mit Behinderung wollen nicht über ihre Behinderung definiert werden”, erklärt der Regisseur. Also kein Film darüber, wie man mit Autismus oder Downsyndrom lebt. Das sei für die Betroffenen kein Thema. “Es ist einfach nur ihr Leben, das sie nicht unbedingt als ein Problem ansehen.” So entstand die Idee: “Lass uns da reinspringen und die Figuren ein tolles Abenteuer erleben lassen”.

Dass dieses Abenteuer Wirklichkeit wird, dafür sorgt Oliver, gespielt von Tom Schilling. Seit seinem Unfall ist der Banker in der Klinik und hadert mit seinem Schicksal als Querschnittsgelähmter. Nicht mal das WLAN funktioniert dort richtig. Nur in der Behinderten-WG “Die Goldfische” ist der Empfang gut. Oliver wird Dauergast und freundet sich mit den Bewohnern und der Betreuerin Laura (Haase) an. Gleichzeitig überlegt er fieberhaft, wie er an sein Schwarzgeld kommen könnte, das er in einem Bankschließfach in der Schweiz versteckt hat. Vermeintlich großherzig organisiert er für seine neuen Freunde einen Ausflug nach Zürich, um auf dem Rückweg seine Million nach Deutschland schmuggeln zu können. “Keine Sau kontrolliert einen Bus voller Behinderter”, ist Oliver überzeugt. Womit er aber nicht gerechnet hat, sind die Eigenheiten seiner Mitreisenden, die den Kurztrip zum albtraumartigen, skurrilen Abenteuer werden lassen.

Die Goldfische – Die Kritik

Zu Beginn dauert es, bis die Geschichte in Fahrt kommt. Oliver als der vielgestresste Bankmanager auf der Überholspur, der nach einem Unfall geläutert wird – das wirkt doch etwas klischiert. Ähnlich unbeholfen wirken die Szenen, als Olivers Arbeitskollegen Julius (Klaas Heufer-Umlauf) in der Klinik vorbeischaut. Doch dann tauchen die Bewohner der Goldfisch-WG auf und lassen diese anfänglichen Schwerfälligkeiten schnell vergessen. Schilling verleiht seiner Figur eine herrliche Arroganz – nur um bald darauf auf dem harten Boden der Realität zu landen. Statt große Geschäfte zu drehen, muss er sich auf die Menschen in der Klinik einlassen. Dass Laura ziemlich hübsch und selbstbewusst ist, erleichtert das. Doch die Sozialpädagogin durchschaut ihn schnell und lässt ihn zum Vergnügen der Kinozuschauer mit seinen Macho-Anmachsprüchen ins Leere laufen.

Golafshan hat in seinem Kinodebüt viele wunderschöne Szenen vereint, lustig und innig, ohne die Charaktere oder gar deren Behinderungen lächerlich zu machen. So dürfen sich die Schauspieler austoben. Kida Khodr Ramadan (“4 Blocks”) wittert als Pfleger Eddy plötzlich das große Geld. Die gebürtige Linzerin Birgit Minichmayr, die am Dienstag mit dem Großen Schauspielpreis der Diagonale geehrtwird, spielt die blinde Magda, die ihren Zynismus mit Alkohol ertränkt. Und Axel Stein ist ein Autist mit dem Spitznamen Rainman, in Anlehnung an Barry Levinsons gleichnamiges Drama. Er mag keinen Unfrieden und plappert fröhlich drauf los, was ihm so einfällt. Sein Lieblingssatz: “Mach ma so, hamma kein Stress”.

Eine Entdeckung ist Luisa Wöllisch. Sie spielt die WG-Bewohnerin Franzi, die ebenso wie die Schauspielerin Downsyndrom hat. Die 22-jährige Wöllisch hat eine Schauspielausbildung an der Freien Bühne München absolviert und Erfahrungen in der Krimikomödie “Grießnockerlaffäre” gesammelt. In “Die Goldfische” überzeugt sie durch ihre große Begeisterung und ihren Humor, etwa wenn sie in Zürich ihre Vorliebe für teure Kleidung entdeckt und lässig und trocken klarstellt: “Ich scheiß auf innere Werte, ich will Glamour!”.

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(APA/Red)

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