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Die Freiwilligkeit aufwerten

Bludenz - Rot-Kreuz-Präsident Fredy Mayer äussert sich zur aktuellen Diskussion um den Zivildienst.

„Was die Zukunft des Zivildienstes betrifft, so haben wir derzeit eine sehr unangenehme Situation, in der wir von einer Einigung noch weit entfernt sind. Was es braucht, ist eine breite Diskussion. Am Ende wird dann wohl eine politische Kompromisslösung herauskommen.“ So im Gespräch mit den VN der Vorarlberger Alt-Landesrat Fredy Mayer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes und früher auch Vorsitzender der Zivildienst-Reformkommission.

Allein beim Roten Kreuz sind über 4000 Zivildiener tätig. „Es ist klar, dass die Zivildiener und ihre Leistungen so wichtig sind, dass ohne sie in der Gesundheits- und Sozialpolitik in Österreich einiges einbrechen würde“, stellt Mayer, der das Rote Kreuz als „sein großes Hobby“ bezeichnet, klar und erinnert sich: „In der seinerzeitigen Zivildienst-Reformkommission war schon jedem bewusst, dass wenn es zu einer Veränderung beim Bundesheer kommt, das auch gewaltige Änderungen für den Zivildienst bringen wird. Das Ergebnis der Zivildienst-Reformkommission war damals nach monatelangen Verhandlungen der Zivildienstes mit neun Monaten.“

„Lösung gemeinsam suchen“

Mayer, der sich „als realpolitisch denkenden Menschen“ bezeichnet: „Seit Beginn der Debatte hat das Rote Kreuz immer wieder gefordert, Alternativen zum Zivildienst mitzudenken. Unser Sozial- und Gesundheitswesen ist für unsere Gesellschaft so wichtig, dass eine gemeinsame Erarbeitung von Lösungen mehr als gerechtfertigt ist. Nur gemeinsam werden wir zu einer praktikablen Lösung kommen. Denn eines ist klar, sollte der Zivildienst abgeschafft werden, darf eine Alternative nicht zulasten jener gehen, die auf die Leistungen der Zivildiener angewiesen sind. Derzeit gibt es in Österreich 13.000 Zivildiener. Ihr Potenzial hat einen Gegenwert von 320 Mill. Euro pro Jahr. „Es gibt nun“ – so Mayer – „verschiedene Möglichkeiten, das aufzufangen, etwa“:

» Die Substitution mit neuen Freiwilligen » Substitution mit hauptberuflichen Kräften mit den dadurch verbundenen Kosten » Leistungskürzung » Ersatzlösungen durch arbeitsplatzpolitische Maßnahmen

» Sozialdienst für alle. „Ich bin aber überhaupt der Meinung, dass die Lösung der Sozial- und Gesundheitsprobleme in Zukunft nur mit hauptberuflich Tätigen nicht möglich sein wird“, unterstreicht Mayer. Vorarlberg sei dazu ein gutes Beispiel. Deshalb begrüße das Rote Kreuz jede Initiative, freiwilliges Engagement attraktiver zu machen. Möglichkeiten dazu gebe es sehr viele. So könnten „Zeitspenden“ steuerlich absetzbar werden, freiwillige Arbeit als Versicherungszeit angerechnet und das freiwillige soziale Jahr aufgewertet und viel attraktiver gestaltet werden.

„Fraglich bleibt aber, ob alle 13.000 Zivildiener durch Freiwillige ersetzt werden können. Der Blick nach Deutschland lässt vermuten, dass diese Lücke nicht so leicht zu schließen sein wird“, mutmaßt der Rot-Kreuz-Präsident, der auch betont: „Bei der ganzen Diskussion geht es um mehr als nur ums Geld. Es muss zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungsträgern eine Lösung mit Übergangsfristen gefunden werden, die von allen mitgetragen werden kann.“

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