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Die Übernahmeschlacht um Hochtief - Chronologie

Der größte spanische Baukonzern ACS will den deutschen Branchenprimus Hochtief schlucken. Das Essener Unternehmen wehrt sich jedoch gegen eine Übernahme.

Berlin. 21. März 2007: Die Gruppe Actividades de Construccion y Servicios (ACS) übernimmt für fast 1,3 Mrd. Euro knapp 25,1 Prozent an dem deutschen Konkurrenten. Das spanische Unternehmen bekräftigt, es strebe keine Übernahme von Hochtief an und wolle das Unternehmen als eigenständigen Konzern erhalten.

22. August 2008: Das “manager magazin” berichtet über eine angeblich drohende Zerschlagung von Hochtief. ACS, das inzwischen 29,98 Prozent von Hochtief hält, interessiert sich demnach vor allem für die Töchter Turner und Leighton, in denen das amerikanische sowie das australische und asiatische Geschäft gebündelt ist. Andere Konzernteile sollen an den zweiten Hochtief-Großaktionär Deripaska gehen, der knapp zehn Prozent der Anteile hält. Die Hochtief-Großaktionäre weisen den Bericht zurück.

16. September 2010: ACS-Chef Florentino Perez kündigt ein Übernahmeangebot in Höhe von 2,7 Mrd. Euro an. Die Spanier wollen knapp über 50 Prozent von Hochtief übernehmen und den größten Baukonzern der westlichen Welt schmieden. Mit einem gemeinsamen Umsatz von annähernd 35 Mrd. Euro würden beide Unternehmen nur noch von zwei chinesischen Unternehmen übertroffen. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter zeigt sich von dem Angebot überrascht und wirft ACS mangelnde Absprachen des Angebots vor. Der Vorstand will gegen den als “feindlichen” Übernahmeversuch vorgehen.

6. Oktober 2010: Die in Bedrängnis geratenen Essener schalten die australische Börsenaufsicht ASIC ein. Damit will Hochtief erreichen, dass ACS bei einer Übernahme von Hochtief auch ein Angebot für die vollständige Übernahme der australischen Hochtief-Tochter Leighton vorlegen müsste. Das könnte den ACS-Einstieg deutlich verteuern.

15. Oktober 2010: Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warnt vor einer Zerschlagung des deutschen Baukonzerns. Nordrhein-Westfalens Landesregierung unter Führung von SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kündigt eine Gesetzesinitiative zur Abwehr feindlicher Übernahmeversuche an. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kritisiert Krafts Vorgehen. Die Gesetze seien “hinreichend”.

25. Oktober 2010: Merkel bringt im Übernahmepoker mit dem Emirat Katar einen “weißen Ritter” ins Spiel. Die deutsche Kanzlerin habe ein Gespräch zwischen Lütkestratkötter und dem Wirtschaftsminister des Emirats vermittelt, berichtet der “Spiegel”.

8. November 2010: Neue Schlappe für Hochtief: ACS wird nicht zu einem Zwangsangebot für die australische Tochter Leighton verpflichtet. Die Übernahmeaufsicht in Sydney lehnt entsprechende Anträge von Hochtief und Leighton ab.

11. November 2010: Im Abwehrkampf will Hochtief nun seine Bilanz aufpolieren, Töchter abstoßen und in neue Geschäftsfelder vordringen. Durch den Verkauf von Teilen der Infrastruktur-Tochter Concessions soll das Vorsteuerergebnis des Konzerns bereits 2011 um zwei Drittel auf rund eine Mrd. Euro steigen.

29. November 2010: Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gibt grünes Licht für eine Übernahme. Zwischenzeitlich hatte die BaFin Bedenken, ob das ACS-Angebot rechtmäßig ist. Sie hatte sich deswegen ungewöhnlich viel Zeit für die Prüfung gelassen. Die Spanier können nun – wenn sie genügend Verkäufer finden – ihren Anteil zunächst von knapp unter 30 auf über 30 Prozent ausbauen und sukzessive die Mehrheit übernehmen.

1. Dezember 2010: ACS legt sein bereits bekanntes Übernahmeangebot offiziell vor. Die Annahmefrist läuft bis zum 29. Dezember.

6. Dezember 2010: Das Emirat Katar springt tatsächlich als “weißer Ritter” ein und erwirbt im Rahmen einer Kapitalerhöhung zunächst 9,1 Prozent der Hochtief-Anteile. Das genügt zwar noch nicht, um die ACS- Übernahme abzuwehren, dürfte aber die Pläne der Spanier kräftig durcheinanderwirbeln.

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