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Didier Cuche: Der alte Mann und das Eis

Mit seiner Fahrt zu Super-G-Gold hat Didier Cuche am Mittwoch in Val d'Isere Stephan Eberharter als ältester Weltmeister der Geschichte abgelöst.

“Bei mir ist es anscheinend wie mit dem Wein, ich werde mit den Jahren immer besser”, meinte der 34-jährige Schweizer, der nach Olympia-Silber 1998 (Super-G) und WM-Bronze 2007 (Riesentorlauf) die erste Goldene seiner Karriere feiern durfte. Eberharter war bei seiner Super-G-Goldenen bei der WM 2003 in St. Moritz 33 Jahre alt gewesen.

Für Cuche stimmte in Val d’Isere einfach alles zusammen. Vor allem die gleichermaßen steile wie eisige Bellevarde-Piste kam den Vorzügen des Kraftpakets aus der Westschweiz entgegen. Während andere Athleten an ihre Grenzen stießen, war Cuche in seinem Element. “Nach einem Sieg kann man immer leicht reden. Aber ich hatte heute wirklich viel Spaß auf diesem Berg.”

Bereits bei der ersten Hangbefahrung am Dienstag hatte Cuche gemerkt, dass sein Schuh- und Ski-Setup für diese Verhältnisse perfekt sein könnte. Gemeinsam mit seinem US-amerikanischen Servicemann Chris Krause zermarterte sich Cuche dann am Dienstag noch mehrere Stunden den Kopf über die richtige Skiwahl. “Wir mussten uns zwischen zwei Skiern entscheiden und haben anscheinend die richtige Wahl getroffen”, so der gelernte Fleischhauer, der im Weltcup seit seinem Debüt im Jahr 1993 acht Einzel-Siege und zweimal den Abfahrts-Weltcup geholt hat.

Nicht nur bei der Skiwahl stand Cuche beim Super-G Fortuna zur Seite. Denn unmittelbar vor seiner Fahrt mit Nummer 16 war der Österreicher Michael Walchhofer aufgrund einer kleineren Reparaturarbeit kurz vor dem Start zurückgepfiffen worden. Cuche drehte sich daraufhin noch einmal um, blickte zum Himmel und sah wenig Verheißungsvolles. “Da ist eine dicke Wolke dahergekommen und ich dachte: Nein, nicht jetzt, nicht heute. Als ich dann startete, war sie nicht mehr da.”

Und bei seiner Traumfahrt über die Olympia-Piste 1992 war Cuche dann im unteren Abschnitt dermaßen am Limit, dass er beim drittletzten Tor beinahe aus dem Rennen geflogen wäre. “Ich wäre um ein Haar ausgeschieden, aber ich bin gerade noch im Kurs geblieben. Dann im Ziel habe ich gehört, dass die Zuschauer laut waren und dann habe ich die Zeit gesehen. Das war ein gutes Gefühl.”

Ein spezielles Geheimnis für seine Stärke auf Eis konnte bzw. wollte Cuche nicht verraten. “Es ist vor allem harte Arbeit”, meinte Cuche, der gestand, dass er sich mit fortgeschrittenem Alter vor allem beim Sommertraining immer schwerer motivieren könne. Hinzu kommen Rückenschmerzen, die er jedoch “noch zwei Jahre” im Griff haben will. Das heißt, Cuche dürfte voraussichtlich noch bis zur WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen planen.

“Es wird immer schwerer, diesen gewaltigen Trainingsaufwand zu bestreiten. Aber wenn man dann Rennen wie in Bormio, Wengen oder hier in Val d’Isere bestreitet, dann weiß man, für was man trainiert hat.” Nicht vergessen hat Cuche in der Stunde des Erfolges natürlich auch seinen Teamkollegen Daniel Albrecht, der seit seinem schweren Sturz am 22. Jänner in Kitzbühel im künstlichen Tiefschlaf gehalten wird. “Dani hätte heute genauso auf dem Podest stehen können. Ich wünsche ihm eine rasche Genesung.”

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