Dick Marty prüft Berichte über Organhandel
Die serbische Sonderstaatsanwaltschaft ermittelt seit eineinhalb Jahren zu dem vermeintlichen Handel mit Organen in Albanien im Frühjahr 1999. Den Anlass lieferte ein Buch der früheren Chefanklägerin des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals, Carla del Ponte. In dem zuerst auf Italienisch erschienenen Buch “La Caccia” (“Im Namen der Anklage – Meine Jagd auf Kriegsverbrecher und die Suche nach Gerechtigkeit”) hatte die Schweizer Juristin berichtet, dass sich die Tribunalsanklage 2004 auch mit dem angeblichen Handel von Organen serbischer Zivilisten in Albanien befasst habe.
In dem Kapitel über den Kosovo-Krieg schrieb Del Ponte über die Verschleppung von rund 300 Serben durch Mitglieder der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) nach Nord-Albanien im Jahr 1999. Dort hätten UCK-Mitglieder Gefangenen Organe entnommen und sie anschließend ermordet. Wegen fehlender Beweise waren von Anklägern des UNO-Tribunals allerdings nie Ermittlungen eingeleitet worden.
Die serbischen Ermittler, die unter anderem rund 130 Zeugen befragten, wollen gemäß Belgrader Medienberichten Marty nun über ihre Erkenntnisse informieren. Demnach seien viele der gekidnappten Personen zu Opfern des Organhandels in Albanien geworden.
Marty wird im Anschluss die kosovarische Hauptstadt Prishtina (Pristina) und auch die albanische Hauptstadt Tirana besuchen. Die kosovarischen Behörden haben wiederholt die Vorwürfe einer Verwicklung der UCK in Organhandel bestritten. Viele führende kosovarische Politiker, darunter auch Premier Hashim Thaci, bekleideten vor zehn Jahren Kommandoposten bei der UCK. Die Besitzer des sogenannten “gelben Hauses” in der Ortschaft Rripe in Nordalbanien, wo Annahmen zufolge die Organentnahmen durchgeführt worden sein sollen, bestritten dies im Vorjahr auch gegenüber dem Belgrader TV-Sender B-92.