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Dichter, Philosoph, Herausgeber: Alfred Kolleritsch wird 80

Alfred Kolleritsch, Literat, seit fünf Jahrzehnten Herausgeber der Literatur-Zeitschrift "manuskripte" und Mitbegründer des Grazer Forum Stadtparks, feiert am 16. Februar seinen 80. Geburtstag.

Neben seinem Brotberuf als Lehrer und der Herausgabe der “manuskripte” hat der promovierte Philosoph ein unverwechselbares literarisches Werk geschaffen. Der Droschl-Verlag feiert den Schriftsteller an seinem runden Geburtstag mit der Präsentation eines Hommagebandes im Literaturhaus Graz.

Geboren wurde Alfred Kolleritsch 1931 in Brunnsee in der Südsteiermark als Sohn eines Forstverwalters und einer Postangestellten. Nach Graz kam er 1941, wo er zunächst das Gymnasium und anschließend die Universität besuchte, über “Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit in der Philosophie Heideggers” promovierte (1964) und lange Jahre als Gymnasiallehrer (für Philosophie und Deutsch) tätig war. Die Bibliothek seines Großvaters – ein Oberlehrer, der in der Zeit der Donaumonarchie aus Slowenien in die Südsteiermark kam – hat das Interesse an der Literatur geweckt.

Erste Gedichte und Prosaversuche entstanden bereits 1948, die erste öffentliche Lesung kam aber erst 1958 in Graz zustande. Von Alois Hergouth – er war der erste, dem er seine eigenen Gedichte gezeigt hatte – erfuhr Kolleritsch, dass mit dem Grazer Stadtpark-Cafe etwas geplant sei: Der knapp 30-Jährige wurde schließlich 1960 zum Mitbegründer des im früheren Cafe angesiedelten “Forum Stadtpark”, das als “selbstverwalteter Ort der Begegnung” entstand und dessen Vorsitzender er bis 1995 war. Gleichzeitig mit dem Forum startete auch die Literaturzeitschrift “manuskripte”, die Kolleritsch ab der zweiten Ausgabe als alleiniger Herausgeber betreute und damit dazu maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die steirische Landeshauptstadt zu einem international anerkannten Zentrum für Literatur geworden ist.

In der Literaturzeitschrift publizierten zunächst die Autoren der Wiener Gruppe wie H.C. Artmann und Konrad Bayer. Ab der fünften Nummer kamen steirische Autoren wie Wolfgang Bauer und Barbara Frischmuth dazu. Anzeigen wegen Pornografie halfen auch mit, die Zeitschrift populär zu machen: Es gab Proteste gegen den Abdruck von Oswald Wieners Roman “Die Verbesserung von Mitteleuropa”. Peter Handke, Elfriede Jelinek, Gerhard Roth, Josef Winkler oder Michael Scharang stellten u.a. ihre Texte ebenso in den “manuskripten” vor, ebenso wie Vaclav Havel, der dort seine erste Veröffentlichung außerhalb der Tschechoslowakei hatte. Im Herbst 2010 erschien nach fünfzig Bestandsjahren die 700 Seiten umfassende Jubiläumsnummer 189/190.

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