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Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt kommt doch

Das Romantik-Museum neben dem Frankfurter Goethehaus schien seit dem Vorjahr Fiktion zu bleiben, hatte doch die Stadt Frankfurt ihre Finanzierungszusage überraschend zurückgezogen. Dank Spendenaufkommens sank der Anteil der Kommune jedoch von 4 auf 1,8 Mio. Euro, die nun auch gezahlt wurden - damit steht dem Bau neben Goethes Geburtshaus nichts mehr im Wege.


Die Vorgeschichte: Das Freie Deutsche Hochstift hatte im 19. Jahrhundert den Abriss von Goethes Geburtshaus verhindert und ein Museum einrichtet. Seit über 100 Jahren sammelt es Handschriften aus der Goethe-Zeit und der Romantik. Mehr als 1.000 Kisten haben sich im Keller angesammelt: 30 Kisten Brentano, 12 Kartons Eichendorff, 10 Schachteln Novalis, 50 Schachteln der von Arnims. Es ist unbestritten die weltweit wichtigste Sammlung von Handschriften aus dieser Zeit, nur zu sehen bekommt sie – außer ein paar Wissenschaftern – niemand.

Der Plan: Als 2012 das Gebäude nebenan frei wurde, sah das Hochstift die “historische Chance” für einen Erweiterungsbau. Die veranschlagten 16 Millionen Euro sollten je zu einem Viertel von Stadt, Land, Bund und Bürgern kommen. Die Beinahe-Pleite: 2013 strich der Römer überraschend “seine” vier Millionen aus dem Haushaltsplan. Das Hochstift musste nun nicht nur seine eigenen und die von den Bürgern einzuwerbenden Millionen beschaffen, sondern auch noch den Anteil der Stadt aufbringen.

Den Strippenziehern hinter den Kulissen gelang es, Bund und Land bei der Stange zu halten und zu verhindern, dass Weimar – als zweite große Goethe-Stadt – die Fühler nach den Handschriften ausstreckt. Durch 700 Einzelspenden kamen 6,2 Mio. Euro zusammen, das meiste stammt von Banken und Stiftungen, ein Kölner Galerist gab eine Million. Kurz vor Weihnachten rang man sich im Römer dazu durch, die noch fehlenden 1,8 Millionen draufzulegen. “So ist aus der ersehnten blauen Blume nun doch ein konkret erreichbares Ziel geworden”, sagte Bohnenkamp-Renken am Dienstag.

Inzwischen läuft der Architekten-Wettbewerb. Vorgesehen sind 600 Quadratmeter für Gemälde aus der Goethezeit, 600 Quadratmeter für die Romantik und 600 Quadratmeter für Wechselausstellungen. Die Hauptarbeit steht allerdings noch bevor: Die “alten Medien” der Romantik – Briefe und Manuskripte, Locken und Lesebrillen – so zu präsentieren, dass sie auch Menschen interessieren, deren Alltag von “neuen Medien” wie Smartphones geprägt wird. Das weiß auch die Hochstift-Chefin: “Das Kind ist noch nicht geboren, aber gezeugt.”

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