Der deutsche Diplomingenieur machte Notwehr geltend. Mit dem Urteil war am am frühen Nachmittag zu rechnen.
Der Angeklagte war im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Er absolvierte zwei Studien, verdiente als Projektmanager bei einem Konzern sehr gut, auch seine politische Karriere – seit seinem 16. Lebensjahr engagierte er sich für die FDP – nahm einen vielversprechenden Verlauf.
Wenn nicht die Eltern gewesen wären, die ihn zuletzt nahezu bedrängten, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen. “Es war immer ein Verstecken, ein Lügen. Ich habe vorgegeben, auf Frauen zu stehen”, erzählte der 34-Jährige nun dem Schwurgericht (Vorsitz: Georg Olschak). Als er im vergangenen Sommer seiner Familie offenbarte, dass er seit zwei, drei Jahren mit einem Mann in einer Beziehung lebe, sei er von dieser verstoßen worden.
In dieser belastenden Situation ging der ebenfalls ursprünglich aus der Türkei stammende Lebensgefährte des Mannes aus beruflichen Gründen nach Wien. Die beiden führten zunächst eine Fernbeziehung, bis sich der Partner des Politikers von einem Tag auf den anderen nicht mehr meldete, Mails und SMS unbeantwortet ließ.
Der 34-Jährige reiste daraufhin in die Bundeshauptstadt: “Ich wollte schauen, wie es ihm geht.” In der Wohnung “meiner ersten großen Liebe” hätte er Fotos eines anderes Mannes entdeckt – offenbar hatte sich sein Freund neu verliebt.
Laut Staatsanwalt Gerd Hermann griff der Akademiker daraufhin zu einem Küchenmesser und versetzte seinem Gegenüber einen Bauchstich, wobei der Dünndarm durchtrennt wurde. Der Angeklagte widersprach: Sein Ex-Freund habe ihn mit dem Messer bedroht und zum Verlassen der Wohnung aufgefordert. Dabei sei er “auch aggressiv” geworden. Ihm sei es gelungen, ihm die Waffe zu entwinden, wobei es zur Verletzung gekommen sei.