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Deutscher in Belarus zum Tode verurteilt: Hier wird er im TV vorgeführt und fleht um Gnade

Propaganda-Akt: Im Belarus-Fernsehen wird ein zum Tode verurteilter Deutschen vorgeführt, der den Machthaber von Belarus und Putin-Freund Alexander Lukaschenko um Gnade bittet.

Ein in Belarus zum Tode verurteilter Deutscher hat in einem vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video Machthaber Alexander Lukaschenko um Gnade gebeten. Der Mann, der Rico K. heißt, erklärte, die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung. Laut den Behörden in Minsk wurde er unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt. "Ich bekenne mich schuldig, definitiv", sagte er. Belarus ist das letzte Land in Europa, das noch die Todesstrafe durch Genickschuss vollstreckt.

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Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko. ©AP

Verhandlungsangebot?

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass der Fall bekannt sei und der Mann konsularisch betreut werde. Die deutsche Regierung lehnt die Todesstrafe als grausame und unmenschliche Form der Bestrafung strikt ab. Zu einem Verhandlungsangebot aus Minsk äußerte sich das Amt jedoch nicht.

Unter Tränen

In dem Video appellierte der Verurteilte unter Tränen an die belarussische Führung, damit er seine Familie wiedersehen könne. Er betonte, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht habe und bereue jede einzelne Sekunde. "Ich kann nur von Glück reden, dass niemand getötet oder verletzt wurde. Gott sei Dank!"

Alexander Lukaschenko mit Wladimir Putin. (Foto Alexander KAZAKOV / AFP) ©Alexander KAZAKOV / AFP

Lukaschenko ist seine letzte Hoffnung

Seine letzte Hoffnung sei eine Begnadigung durch Lukaschenko, den er als letzte Instanz anruft. Der Schuldspruch gegen den Mann erging im Juni und wurde erst einen Monat später durch Bürgerrechtsorganisationen bekannt. Neben Terrorismus wurde er auch wegen Söldnertums verurteilt.

Wurde er in eine Falle gelockt?

Laut einem Bericht des „Spiegel“, der sich auf die Exil-Organisation Belpol ehemaliger belarussischer Strafverfolger beruft, wurde der in Berlin geborene Deutsche zusammen mit zwei Belarussen verhaftet. Diese beiden Personen werden jedoch in dem teilweise vorliegenden Urteil nicht erwähnt. „Wir glauben, dass K. in eine Falle gelockt wurde“, sagt Uladzimir Zhyhar, Sprecher von Belpol,. Der im Urteil festgehaltene Schaden beträgt dem Bericht zufolge 1639,66 belarussische Rubel, etwa 460 Euro. Berliner Diplomaten berichteten dem „Spiegel“ zufolge, dass der Deutsche gegenüber Bekannten angegeben habe, in der Ukraine gekämpft und für den ukrainischen Geheimdienst gearbeitet zu haben.

Spekuliert Belarus mit einem Gefangenenaustausch?

Das Außenministerium in Minsk teilte laut deuschen Medien mit, Berlin Vorschläge zur Lösung der Situation gemacht zu haben, ohne Details zu nennen. Es wird spekuliert, dass Belarus einen Gefangenenaustausch anstrebt. Kremlchef Wladimir Putin soll an der Rückholung eines in Deutschland verurteilten Russen interessiert sein. Mehrere Menschenrechtsorganisationen forderten die belarussischen Behörden auf, die Hinrichtung zu stoppen und kritisierten systematische Verstöße gegen das Recht auf ein faires Verfahren vor belarussischen Gerichten.

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Was wird dem Deutschen vorgeworfen?

  • Der deutschen Staatsbürger wird in Belarus beschuldigt, Mitglied des Kastus-Kalinouski-Regiments zu sein, einer Gruppe belarussischer Freiwilliger, die in der Ukraine gegen die russischen Invasoren kämpfen. Dem ehemaligen Notfallsanitäter wird auch vorgeworfen, einen Sprengsatz auf einer Eisenbahnstrecke in der Nähe von Minsk platziert zu haben. Das Kalinouski-Regiment hat jedoch erklärt, dass Krieger nicht zu ihrem Verband gehört. In einem wahrscheinlich erzwungenen Statement gab Krieger zu, diese Taten begangen zu haben, zeigte tiefe Reue und betonte, dass es keine Opfer gegeben habe.

Was ist das Kastus-Kalinouski-Regiment?

Das Kastus-Kalinouski-Regiment ist eine militärische Einheit, die aus belarussischen Freiwilligen besteht. Benannt nach Kastus Kalinouski, einem belarussischen Nationalhelden des 19. Jahrhunderts, der gegen die russische Herrschaft kämpfte, hat diese Einheit eine bedeutende symbolische Rolle. Gegründet im Zuge der russischen Invasion in die Ukraine im Jahr 2022, setzt sich das Regiment aus belarussischen Oppositionellen und Freiwilligen zusammen, die die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine unterstützen. Gleichzeitig stellt ihre Teilnahme einen aktiven Widerstand gegen das autoritäre Regime in Belarus unter Alexander Lukaschenko dar.

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