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Der Zustellwahnsinn auf der Bühne

Das Café Fuerte gastierte mit seinem neuen Stück im Freiluftareal in Tschagguns
Impressionen der Aufführung "Pakete, Pakete"

Das Wetter war ausgezeichnet und so verhielt es sich auch mit der Stimmung im Publikum, das am vergangenen Donnerstag Abend das Stück „Pakete, Pakete“ vom Café Fuerte am Tschaggunser Bahnhof genoss. Seit dem vergangenen Oktober war es die erste Kulturveranstaltung des Heimatmuseums Schruns, das mit einer Publikumspräsenz stattfinden konnte. Dabei nahmen die vier Protagonisten das Leben der Zusteller eines Paketdienstes aufs Korn. Der Autor Tobias Fend recherchierte fünf Jahre lang im Bereich der Zusteller und prangert mit seinen Schauspielkollegen Danielle Feld-Strahm, Jeanne Devos, Gregor Weisgerber und John Kendall die Zustände für die Zusteller an.

Intensive Recherche

Dies aber keineswegs mit erhobenem Zeigefinger und als Moralapostel, sondern übertrieben, skurril und witzig werden vier Paketboten gemimt. Doch was sie alles erleben – und dies ist eben oft Realität – ließ den Zuschauern zeitweise das Lachen im Hals gefrieren. Dem gnadenlosen Zeitdruck und den Arbeitsrhythmus unterworfen, spiegeln sie ein Bild unserer Zeit wider. Denn die Devise lautet schneller, besser und effektiver. Ein 14-Stunden Tag gehört zum Alltag der Paketboten und dabei die Verantwortung geschultert und im Kampf gegen die Uhr. Und dies für einen lausigen Lohn. Von der überfahrenen Katze bis hin zur Zustellerin Sylvie, die des Diebstahls überführt wird, stellen die vier Schauspieler in rasend wechselnd Rollen viele Facetten der Paketdienste dar. Doch bleibt der Paketdienst ein Abbild der heutigen Zeit, die auf Knopfdruck alles erhält, was sie haben möchte – ohne Versandkosten und mit Rückgaberecht in ganz kurzer Zeit.

Bittere Realität

Dabei ist der Zusteller der Getriebene von der Online-Wut des Lockdown geplagten unzufriedenen Konsumenten. Brilliant ist nicht nur die Schauspielkunst der vier Protagonisten, sondern auch Treffgenauigkeit in Worten und Gesten, sowie das reduzierte Bühnenbild, das das Café Fuerte am Tschaggunser Bahnhof benötigte. So reichte eine kleiner Lieferwagen und zahlreiche Pakete, um die Dimensionen der Zustellflut und des täglichen Wahnsinns darzustellen, Die zahlreichen Besucher zollten dem Team mit einem kräftigen Applaus am Ender der Darbietung ihre Anerkennung und harrte trotz eisiger Temperaturen in Wolldecken gehüllt gerne bis zum Endes der rund 70 Minuten aus.

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