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Der Trip ins Ungewisse

Wie fährt man auf einer Rennstrecke, die man noch nie gesehen hat? Formel1-Testfahrer Christian Klien schildert die Vorbereitungen für das Premieren­rennen auf dem Stadtkurs in Valencia.

Nun, die Vorbereitungen beginnen lange vor dem Event. Unser Teammanager Beat Zehnder klärt immer Monate im voraus die wichtigsten Details. Im Gepäck hat er dann unter anderem eine detaillierte Streckenkarte, mit der wir unsere Computersimulationen füttern. Als Fahrer tust Du alles, um Deine Hausaufgaben vor dem ersten Training fertig zu haben. Da es Valencia noch auf keinem Computerspiel gibt, helfen wir uns mit Onboard-Kameras vom einzigen Event, das es bisher dort gab: dem Formel 3-Rennen und GT-Open im Juli (wo sich schlauerweise einige GP2-Fahrer eben genau deswegen angemeldet haben). So lernt man wenigstens die Kurvenabfolge ein wenig schneller. Im Rennauto brauche ich dazu normalerweise etwa 5 Runden. Dann habe ich die Bremspunkte, die Ideallinie, die heiklen Stellen. Dann tastest du dich zehntelsekundenweise ans Limit heran. Das dauert noch einmal 20 Runden. Bis zum Ende des ersten Freien Trainings sollten sich also alle Fahrer in Valencia wie daheim fühlen.

Wichtig ist vor allem die Besichtigung. Am Donnerstag geht jeder Fahrer für sich mit seinen Renningenieuren den Kurs ab. Dort wird die Höhe der Curbs und jeder Buckel im Asphalt besprochen. Das ist wichtig, denn den Rest des Wochenendes verbringen die Ingenieure nur mehr in der Box und hinter dem Laptop. Da müssen sie wissen, wovon die Fahrer reden. Auch als Ersatzfahrer tust du das natürlich im eigenen Interesse. Bis Freitag kriegst du dann ein Grund-Setup, und dann geht das eigentliche Fein-Tuning los. Mit den schnellen Teilen und der breiten Piste ist Valencia wohl am ehesten mit der Strecke von Melbourne zu vergleichen. Und die ist ja wahrlich nicht die schlechteste—für die Fahrer und die Zuseher…

Bemerkenswertes zum Valencia-Grand Prix · Für den Straßenkurs in Valencia wurde im Hafen eigens eine Zugbrücke gebaut. Sie macht 140 Meter der Strecke aus (im Formel 1-Auto sind das etwa 1,7 Sekunden) und ist 18 Meter breit.
· Anders als in Monaco besteht der Stadtkurs von Valencia nur zum Teil aus öffentlichen Straßen. Das Vergnügen, mit dem Privat-PKW auf einer Formel 1-Strecke zu fahren können Fans nur für ein paar Kurven genießen—ähnlich übrigens wie in Melbourne oder Spa-Francorchamps.
· Valencia ist die einzige Stadt der Welt, die zwei aktive Formel 1-Strecken besitzt. Denn neben dem neuen Stadtkurs existiert auch die beliebte Teststrecke Ricardo Tormo, auf der traditionell auch das MotoGP-Finale im Oktober stattfindet.
· Im November 2003 bin ich ebendort zum allerersten Mal in einem Formel 1-Auto, dem Jaguar gefahren. Daher verbindet mich mit Valencia einiges. Die Umstellung von der Formel 3 mit 250 PS auf die 950 PS der Formel 1 fühlte sich damals außerirdisch an.

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