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Der Schutz verschlingt Millionen

Heute vor zwei Jahren standen in Vorarlberg die meisten Räder still. Eine verheerende Flut hatte landesweit für Angst und Schrecken gesorgt - sogar zwei Todesopfer gab es zu beklagen. Au  Broger / Mellau  |  

Ein 52-Jähriger wurde in Reuthe von den Schlammmassen erdrückt.

Und ein 81-jähriger Mann aus Silbertal konnte ebenfalls nur mehr tot geborgen werden. Der weiße Golf des Mannes lag auf dem Dach. Plattgedrückt. Bedeckt von Holz und Schotter. Es ragten nur noch die Felgen aus dem Wasser. Die Leiche des 81-Jährigen lag noch im Auto. Er musste aus dem Pkw geschnitten werden.

Seither investieren Land und Wildbachverbauer riesige Summen in Schutzbauten. Allein das Land hat in den letzten zwei Jahren 66 Millionen Euro verbaut. Rechnet man die Investitionen der Wildbach hinzu, so sind es bis zum Ende dieses Jahres rund 100 Millionen

Ein Restrisiko bleibt

Wäre das Land mit den bis zum heutigen Tag umgesetzten Verbauungen gegen ein Jahrhunderthochwasser wie 2005 gewappnet? „Dort wo Verbauungen fertiggestellt sind wäre dies der Fall“, sagt Andreas Reiterer, oberster Wildbachverbauer im Land. Mit einem Restrisiko werde die Bevölkerung allerdings dennoch leben müssen.

17 Millionen pro Jahr

Reiterer geht davon aus, dass die Wildbach allein hierzulande „zehn bis zwanzig Jahre lang jährlich rund 17 Millionen Euro“ wird investieren müssen. In der Folge seien bestimmt manche Schutzbauten sicherheitstechnisch in die Jahre gekommen. Dann gehe die Investition von vorne los. Manche Vorhaben würden derzeit auf Eis liegen. Der Grund: „Es fehlt am Einverständnis der Grundeigentümer“, erklärt Reiterer.

Neue Wasserverbände

Das Hochwasser hätte „einen enormen Handlungs- und Investitionsbedarf für Schutzprojekte verursacht“, sagt Wasserlandesrat Dieter Egger. Deshalb sei „zur systematischen Bewertung und Prioritätenreihung ein Hochwasseraktionsplan entwickelt“ worden. „Bis 2016 wird allein das Land 205 Millionen Euro ausgeben.“ Der heutzutage für Schutzprojekte geltende Standard würde selbst bei einem Hochwasser wie vor zwei Jahren Sicherheit bieten. „Dennoch bleibt die Natur unberechenbar. Wir müssen uns den Respekt vor der Natur bewahren und wieder lernen, mit ihr zu leben statt gegen sie.“ Egger tritt für gemeindeübergreifende Lösungsansätze wie die Bildung von Wasserverbänden ein. „Hochwasser kennt keine Gemeindegrenzen.“

Jeder jetzt investierte Euro „verringert in Zukunft die Schadenssumme im Katastrophenfall“, sagt Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler. Landesweit würden Schutzprojekte mit Hochdruck vorangetrieben. Allein entlang der Ill seien rund 50 Hektar Wohn- und Betriebsgebiet in Nenzing, Bludesch und Schlins geschützt worden. Das Land versuche sich „bestmöglich auf künftige Ereignisse zu rüsten“.

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