Der rote Faden - Sieben Geschichten und 69 Autorinnen und Autoren

Lustenau Viele kennen es, das gemeinsame Geschichten Erzählen und Schreiben. Jemand fängt an und übergibt sein Werk voller Vertrauen dem oder der Nächsten, um weiterzuschreiben und der Geschichte nach eigener Vorstellung eine neue Wendung zu geben. Diese einfache Idee ist auch das Grundkonzept des Projekts „Der Rote Faden“.
Emilio Ernesto von Hagebuttenwald
In einer Schreibwerkstatt im W*ORT war die Geschichte von Emilio Ernesto von Hagebuttenwald, dem Elefanten, der gerade recht viel zu tun hatte, entstanden. Die Geschichte, die von der aktuellen Situation handelt (Ausschnitt siehe unten), war so charmant geschrieben, dass man eigentlich nicht an Corona, sondern an Emilio Ernestos Abenteuer denken musste und wissen wollte, wie es denn weiterging. „Gesättigt von Statistiken und Fakten über den Virus war es eine wunderbare Weise, mit dem Thema in Berührung zu kommen. Ich musste Julia einfach fragen, ob wir die Geschichte als Ausgangspunkt für unser Projekt verwenden dürfen“, erzählt Gabi Hampson begeistert.
Mit neuen Ideen in Kontakt geblieben
Die Begegnung, die Geschichten, das Tun vor Ort im W*ORT fehlten ihr sehr und doch fand sie immer wieder neue Ideen, durch ihre Arbeit mit anderen in Kontakt zu bleiben, sich neue Projekte auszudenken, die auch unter den sich ständig ändernden Maßnahmen durchführbar waren. Und sie fand auch immer wieder Gleichgesinnte, wie Alexandra Jank von der Bibliothek und Julia Krepl.
Geschenkte Geschichtsanfänge
Nachdem Julia ihren Geschichtsanfang zur Verfügung gestellt hatte, bat das Organisationsteam sechs weitere Autorinnen und Autoren um das Geschenk eines Geschichtsanfangs. M. Ali Baş, Ruth Schmidberger, Amos Postner, Luna Levay, Wolfgang Paterno und Jürgen Thomas Ernst sagten sofort zu – entweder anhand einer kurzen Rückmeldung oder gleich mit der Zusendung eines Geschichtsanfangs. Die Anstöße waren da und konnten in der Bibliothek virtuell ausgeliehen, weitergeschrieben und nach zwei Wochen wieder mit eigener Fortsetzung zurückgeschickt werden.
Mitmachende – so vielfältig wie die Geschichten, die entstanden
Eine Mutter schrieb mit ihren drei und fünfjährigen Kindern, eine pensionierte Lehrerin freute sich, dass sie diesmal keine Geschichten korrigieren musste, sondern selbst kreativ schreiben durfte. Schulklassen im Präsenzunterricht schrieben im Klassenverbund, ein Geschäftsführer freute sich ob des kreativen Pendants zu seinem Job. Die Geschichte reiste von Lustenau in die Schweiz, nach Götzis, Mäder, Wien und viele Male dazwischen hin und her. Ursprünglich für Kinder gedacht wurde es zu einem Projekt, das Generationen verbindet, von drei bis achtzig Jahren.
69 Autorinnen und Autoren, ein Buch
Insgesamt 69 Menschen haben diese Geschichten (weiter)geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, kann man in der Neuerscheinung „Der Rote Faden“ lesen. Es gibt etwas zum Schmunzeln, zum Gruseln, zum Ärgern, zum Rätseln und die eine oder andere Wende, die man wirklich nicht erwartet hätte. Das Buch ist ab sofort in der Bibliothek und im W*ORT um 5 Euro erhältlich.
Auszug aus der Geschichte „Emilio Ernesto von Hagebuttenwald – mit Abstand der Beste“:
Während seine Geschwister Emma, Egon und Ephraim früher noch im Zoo und Zirkus gearbeitet hatten, lief das Familiengeschäft mittlerweile so gut, dass sie nun alle gemeinsam in der Stadt arbeiten konnten“. Sie starteten ihren Tag meist um Acht, wenn auch die Menschen der Stadt ihrer Arbeit nachgingen oder bereits in der Schule saßen. Emilio, Emma, Egon und Ephraim nahmen dann überall dort ihre Plätze ein, wo viele Menschen aufeinander trafen, und mahnten dort vorbildlich dazu, wie viel Abstand denn einzuhalten wäre.