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Der Meister der Farben - Zhang Yimou

Fast 10.000 Schauspieler, Artisten, Sportler und Komparsen lässt Chinas berühmtester Filmregisseur Zhang Yimou zur Eröffnung aufmarschieren.

Der 46-Jährige, dessen farbgesättigte Bilder aus Filmen wie “Rotes Kornfeld” auch dem westlichen Publikum bekannt sind, hat einen weiten Weg zurückgelegt: vom subtilen Kritiker der chinesischen Verhältnisse zum Komponisten patriotischer Epen im Großbildformat.

Der 1951 in der alten Kaiserstadt Xi’an geborene Zhang hatte als Sohn eines Offiziers der Kuomintang-Armee, die im Bürgerkrieg von den Kommunisten unter Mao Zedong besiegt wurde, keine leichte Jugend. Während der Kulturrevolution wurde er als Spross von “Konterrevolutionären” 1968 zur Umerziehung aufs Land geschickt. Mit 27 Jahren gelang es dem talentierten Fotografen, sich für das Fach Kamera an der renommierten Pekinger Filmhochschule einzuschreiben.

Nach dem Abschluss drehte Zhang in einem Filmstudio in der Provinz mit Chen Kaige (“Lebewohl meine Konkubine”) den Film “Gelbe Erde” (1984), der in poetischen Bilder vom harten Leben der Bauern in Nordchina erzählt. Das Werk wurde zum Schlüsselfilm der sogenannten fünften Generation, einer Art “Nouvelle Vague” des chinesischen Kinos. Zhang wechselte anschließend ins Regiefach: Für “Das Rote Kornfeld”, einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der japanischen Invasion in den 1930er Jahren, erhielt er 1988 auf der Berlinale den Goldenen Bären. Zhangs damalige Freundin und Muse Gong Li wurde auch international zum Star.

Anders als gleichaltrigen Filmkollegen ist dem Regisseur eine sorgfältig komponierte Bildsprache immer wichtiger als die Gesellschaftskritik gewesen. Dennoch bekam er Probleme: “Rote Laterne”, die Geschichte einer Frau, die an den festgefahrenen Machtstrukturen in einem Adelshaushalt zerbricht, durfte jahrelang nicht gezeigt werden. Die Zensoren sahen in dem Film eine Kritik an den Herrschenden in Peking.

Auch sein Film “Leben!” (1994) wurde lange Zeit von den Behörden unter Verschluss gehalten. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen wollte Zhang trotzdem nie im Ausland arbeiten. “Ich kann nicht von dem Land getrennt sein, in dem ich aufwuchs”, sagte der Starregisseur einmal in einem Interview. Zhang dreht außerdem vor allem für seine Landsleute. “Ich verstehe das ausländische Publikum nicht, ich kann ja noch nicht mal Englisch”, gestand der Filmemacher einmal.

Der einstige Kino-Rebell ist Kompromisse eingegangen: Als Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz ist er inzwischen selbst in den Kreis der Mächtigen vorgedrungen. Wo Zhang früher das Individuum feierte, schwelgt er heute in eindrucksvoll gestalteten Massenszenen und meidet jegliche Regime-Kritik.

Für die Ausrichtung der Olympia-Feier empfahl er sich spätestens mit seinem patriotischen, Oscar-nominierten “Martial-Arts-Märchen” “Hero”, das den Herrschaftsanspruch des ersten Kaisers von China feiert. Bombastische Bilder sind auch bei der Eröffnungsfeier am Freitag zu erwarten: Er wolle “die Welt überraschen und das chinesische Volk zufriedenstellen”, lautet Zhangs Zielsetzung. Mit Politik hat Kunst für ihn nichts mehr zu tun.

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