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Der junge Häuptling Winnetou - Kritik und Trailer zum Film

Winnetou reitet wieder - auch, wenn er noch nicht allzu fest im Sattel sitzt. Regisseur Mike Marzuk erzählt frei nach Karl May und einem von Gesa Scheibner und ihm verfassten Drehbuch die Geschichte des noch jungen Winnetou, der wichtige Lektionen lernen muss, bevor er zum Häuptling werden kann.

60 Jahre ist es her, dass Pierre Brice erstmals in die Rolle des Apachen Winnetou schlüpfte. Was folgte, ist Popkulturgut: zehn weitere Winnetou-Streifen mit Brice und etwa Lex Barker als Old Shatterhand. Nun reitet Winnetou wieder - auch, wenn er noch nicht allzu fest im Sattel sitzt: Ist er doch noch recht jung, der Häuptlingssohn. Ein paar, nicht eben geringe Probleme warten aber doch auch jetzt schon auf ihn. Am Donnerstag kommt "Der junge Häuptling Winnetou" ins Kino.

Der junge Häuptling Winnetou - Kurzinhalt zum Film

"Ich bin der Häuptlingssohn!". Mit diesen, von frühem Selbstbewusstsein kündenden Worten stellt sich Winnetou vor im Film von Regisseur Mike Marzuk. Worte, gesprochen in Richtung von Tom, einem jungen, wie Winnetou sagt: "Pferdedieb". Nicht ahnend, dass sich die beiden Burschen mit dem so unterschiedlichen Hintergrund anfreunden werden im Verlauf der Geschichte.

Zuvor aber gilt es, sich größeren Anliegen zuzuwenden: Winnetous Vater nämlich hat schlechte Nachrichten: "Euer Häuptling kommt mit leeren Händen zurück. Die Büffel sind ausgeblieben." Der nächste Winter nähert sich. Und als dann auch noch ihre Vorräte in Flammen aufgehen, stehen die Apachen vor der Frage, ob sie das ihnen heilige Land verlassen sollen. Und Tom und Winnetou, die bekommen es zudem mit einem gefürchteten Verbrecher zu tun.

Gedreht wurde der neue "Winnetou" in der Wüste von Tabernas (Desierto de Tabernas), einer staubigen und doch, das unterstreicht dieser Film mittels wunderbarer Totalen, pittoresken Region Spaniens. Eine Gegend mithin, die Filmfreunden bekannt vorkommen sollte: Teile eines "Indiana Jones"-Films wurden hier genauso eingefangen wie etwa Szenen aus "Spiel mir das Lied vom Tod". Die wunderbar anmutige Landschaft jedenfalls verleiht dem neuen "Winnetou" eine Grandezza, die man angesichts des Genres (Kinder- respektive Jugendfilm) so gar nicht erwartet hätte.

Der junge Häuptling Winnetou - Die Kritik

Dazu passend, bemüht sich der Film auch inhaltlich um eine (indes nie verkrampfte) Ernsthaftigkeit: Wie sich etwa die beiden Buben über gemeinsame Abenteuer näherkommen, das ist nicht nur rührend erzählt, sondern kündet auch von dem Bemühen, hier so etwas zu generieren wie Verständnis für die jeweils andere Kultur. Auch Verlusterfahrungen können verbinden: Tom hat seine Eltern nie kennengelernt, Winnetous Mutter starb früh.

Der flankierende Score versteht es, dem Ganzen noch etwas hinzuzufügen: Die treibende, zuweilen dramatische Musik ist nie zu ernst, niemals aufdringlich. Allein in den nach Klischee riechenden, in einer Westernstadt angesiedelten Szenen droht der Ton in Richtung "Schuh des Manitu"-Klamauk zu kippen: hier der Bürgermeister im Badezuber, dort slapstickartige Saloon-Prügeleien, da unterbemittelte Hilfssheriffs, noch dümmere Kriminelle. Obendrauf: eine Mundharmonika.

Bei aller Betonung gemeinschaftlicher Werte ("Ein einzelner Pfeil bricht leicht, viele Pfeile kann nichts brechen") gibt es doch Momente, in denen einem die aktuelle Diskussion um "kulturelle Aneignung" durch den Kopf geht: Sollten weiße Schauspieler Indigene oder People of Color überhaupt verkörpern dürfen? Obwohl sie etwa deren Unterdrückungserfahrungen gar nicht teilen?

Winnetou wird in dieser deutschen Produktion von keinem Indigenen, keinem Ureinwohner Nordamerikas verkörpert. Sein Darsteller trägt den Namen Mika Ullritz ("Sturm der Liebe"), ist Deutscher und lebt in München. An seiner Seite: Mimen wie Tim Oliver Schultz (geboren 1988 in Berlin), die Deutsche Xenia Georgia Assenza, der deutsch-türkische Schauspieler Mehmet Kurtuluş. Regisseur Mike Marzuk ist gebürtiger Bayer.

Pierre Brice (1929 - 2015), Hauptdarsteller der 1960er-Winnetou-Filme und selbst Franzose, soll den "Schuh des Manitu" von Regisseur Michael "Bully" Herbig einst mit dem Argument abgelehnt haben, dass darin die Kultur der nordamerikanischen Indigenen verunglimpft werde. Von einer Verunglimpfung indigener Kultur wird man angesichts dieser um Verständigung, Ausgleich und Respekt durchaus bemühten Neuauflage wohl nicht sprechen. Bei allem sicher guten Willen aber bleiben Fragen. Ob hier nicht doch Stereotype bedient werden, und ob es angemessen ist, dass sie von deutsch- oder europäisch-stämmigen Schauspielern verkörpert werden, das könnten letztlich nur die Betroffenen selbst, die Ureinwohner Nordamerikas, die Native Americans, beantworten.

(APA/Red)

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