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Der Hochzeitsschneider von Athen - Kritik und Trailer zum Film

Der Schneider Nikos hat ein Problem: Er hat seinen stets auf Hochglanz polierten Laden an die Bank verloren. Wo nun hin mit den nen teuren Stoffen und dem richtigen Blick fürs Maß? Kurzerhand zimmert sich Nikos einen Wagen, mit dem er durch die Straßen von Athen zieht und seine Dienste anbietet. Doch die Nachfrage nach seinen teuren Anzügen ist überschaubar. Als er ein Hochzeitskleid nähen sollen, lehnt er zunächst brüskiert ab. Aber was tut man nicht alles, um eine Misere zu überstehen.

In "Der Hochzeitsschneider von Athen" begleitet man einen traditionsbewussten Mann, der aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten sein Gewerbe neu erfindet und über sich selbst hinauswächst. Das Langfilmdebüt der griechisch-deutschen Regisseurin Sonia Liza Kenterman bietet viele schöne Bilder, nimmt sich Zeit für Details und zelebriert das Handwerk des Schneiders. Ab Freitag im Kino.

Der Hochzeitsschneider von Athen - Kurzinhalt zum Film

Nikos Karalis (Dimitris Imellos) hat einen scharfen Sinn fürs Detail. So gewissenhaft, wie er seine Arbeit verrichtet, nimmt er auch seine Umwelt wahr: die Haptik der Stoffe, das Klicken der Schere, das Surren der Nähmaschine, das Knarren der Schuhe auf dem Holzboden. Die Geräuschkulisse spricht für sich, sodass der Film in den ersten Minuten gut ohne Dialoge auskommt.

Diese stehen auch im weiteren Verlauf nicht im Vordergrund, da die Geschichte vor allem durch die Bildsprache und das sinnliche Erleben des Handwerks erzählt wird. Überdies ist Nikos kein Mann großer Worte. Er ist ein Macher. Nachdem er jahrelang mit seinem Vater (Thanasis Papageorgiou) Herrenanzüge geschneidert hat, ist das Geschäft von Zwangsvollstreckung bedroht. Nikos, so altmodisch und geradlinig er auf den ersten Blick erscheinen mag, fehlt es nicht an Ideen. Er tischlert sich einen Karren, mit dem er auf den Märkten von Athen den Kundenkontakt sucht. Nach einem holprigen Start bekommt er bald ein Gefühl dafür, was die Menschen wollen. Wie selbstverständlich lässt Nikos sein Fachgebiet hinter sich und setzt alles daran, zu lernen, wie man Hochzeitskleider schneidert.

Dabei hilft ihm seine Nachbarin Olga (Tamila Koulieva-Karantinaki) - das Klischee der Hausfrau und Mutter, in der viel Potenzial steckt, die aber von ihrem Mann unterdrückt wird. Der Ehemann (Stathis Stamoulakatos) - Taxifahrer und Trinker mit groben Umgangsformen - bildet so das Pendant in dieser typischen Rollenaufteilung der Geschlechter. Typisch ist auch die Rolle von Nikos' Vater als Bilderbuch-Patriarch - kühl und wortkarg. "Wir sind Schneider. Hochzeitskleider sind für Näherinnen", ist vorerst das Einzige, was er Nikos zu sagen hat. Aber Nikos lässt sich nicht kleinreden. Gemeinsam mit Olga startet er im Brautmodenbusiness durch. So emanzipieren sie sich auch vom jeweiligen Familienoberhaupt und finden - wie es die romantische Komödie will - zueinander.

Der Hochzeitsschneider von Athen - Die Kritik

Die Stärke von Kentermans Film liegt darin, dass die Handlung nicht notwendigerweise gezeigt, sondern oft angedeutet wird. Das gelingt durch verspielte Musik, ungewohnte Kameraeinstellungen und lange Großaufnahmen, die den Eindruck bestätigen, dass Nikos eine besondere Sicht auf die Welt hat. "Der Hochzeitsschneider von Athen" vermittelt weniger eine Handlung, sondern mehr ein Gefühl. Die Begeisterung für das Handwerk wird dabei sehr gekonnt vermittelt.

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(APA/Red)

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