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Der Geschmack von Rost und Knochen - Trailer und Kritik zum Film

Am meisten wurde vor der Uraufführung von "Der Geschmack von Rost und Knochen" beim Filmfestival in Cannes darüber geredet, was auf der Leinwand nicht zu sehen war: die Beine von Marion Cotillard. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Die Oscar-Preisträgerin schlüpfte in die Rolle der lebenslustigen Schwertwaltrainerin Stephanie, die bei einem Unfall im Marinepark beide Beine verliert und fortan wieder zu neuem Lebensmut finden muss. Behilflich ist ihr dabei der Türsteher Ali, der ihr ohne gröberes Mitleid begegnet. Ab Freitag läuft der Film im Kino.

So hollywoodesk der Plot auch klingt, so sentimental wirkt in vielen Fällen die Herangehensweise des französischen Regisseurs Jacques Audiard, der zuletzt mit dem Gefängnisdrama “Ein Prophet” für Aufsehen gesorgt hatte. Während damals die beengten Verhältnisse zu einer strengen und harten Inszenierung führten, genießt Audiard nun scheinbar die sonnige Weite am Strand und im Marinepark und gibt sich als Kontrast zu Stephanies Realität ganz gerne einer poppigen Emotionalität hin.

Wuchtig und sentimental: “Der Geschmack von Rost und Knochen”

Diese Emotionalität wird mit einem Hang zur Selbstzerstörung gekoppelt – hier die Tiertrainerin, die nicht mehr leben will, dort der Gelegenheitsarbeiter Ali, der vor seinen Problemen am liebsten davon läuft. Dass die beiden zueinander finden und eine eigenwillige Beziehung aufbauen, passt in Audiards Universum. Der an Geldmangel leidende Ali lässt sich bald für Untergrundkämpfe anheuern, die nicht nur Prügel, sondern auch eine Menge Kohle einbringen. Und Stephanie fühlt sich in der rauen, ruppigen Umgebung der körperlichen Männerwelt eindeutig wohler als in ihrem mitleidgetränkten Umfeld.

Ali wird vom Belgier Matthias Schoenaerts verkörpert, der mit seinem physischen Spiel einen starken Eindruck hinterlässt. Und Cotillard verkörpert ihre beinamputierte Rolle – die Gliedmaßen wurden für den Film digital wegretuschiert – mit viel Leidenschaft. Dass bei den beiden sturen Charakteren bald Konflikte auftauchen, folgt ebenso einer inneren Logik wie Alis Angst vor den Konsequenzen seiner Taten. Darunter leiden jedoch meistens sein fünfjähriger Sohn Sam und seine Familie, während Ali erst lernen muss, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.

Regisseur Audiard setzt auf die Wucht seiner Erzählung und schafft immer wieder Momente von enormer Intensität. Gleichzeitig hat er kein Interesse an einer realistischen Umsetzung, baut willkürliche Haken in seine Geschichte ein, sucht nach Balance und lässt diese nach Belieben wieder kippen – die lenkende Hand des Regisseurs ist in “Der Geschmack von Rost und Knochen” immer irgendwie sichtbar. Diese forcierte Künstlichkeit macht das moralisch angehauchte Drama zum klischeeunterfütterten Melodram, das einen gewissen rostigen Nachgeschmack hinterlässt.

(APA)

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