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Der Buchladen der Florence Green - Kritik und Trailer zum Film

Was macht eine Witwe mittleren Alters Ende der 50er Jahre in einem Fischerdorf in England? Wieder heiraten? Andere Damen zum Tee treffen? Florence Green (Emily Mortimer) hat eine andere Idee. Sie öffnet einen Buchladen.

Dass der Entschluss der Witwe nicht bei allen gut ankommt, war zu erwarten. Dass ihr eine einflussreiche Bewohnerin alles kaputtmachen will, hätte Florence so aber wohl auch nicht gedacht. Genau darum geht es in dem Film, der auf dem viel gelobten Roman “Die Buchhandlung” der britischen Autorin Penelope Fitzgerald basiert.

Der Buchladen der Florence Green: Kurzinhalt zum Film

Eine Erzählerstimme führt die Zuschauer dann auch durch die Geschichte auf der Leinwand – um wen es sich dabei handelt, bleibt zunächst ungewiss. Und am Anfang sieht es auch gar nicht so schlecht aus für die kämpferische Witwe mit der Leidenschaft für Bücher. “Sie liebte diesen Augenblick mehr als alles andere auf der Welt, wenn man ein Buch zu Ende liest und die Geschichte im Kopf weiterspielt wie ein Traum, der lebendig bleibt”, sagt die Erzählerstimme über sie.

Wegen dieser Liebe zu Büchern lässt sich Florence trotz so mancher Widrigkeiten nicht von ihrem Buchladen abbringen. Bei der Bank bewilligt man ihr schließlich den Kredit, um ein altes Haus kaufen zu können. Es wird Buchladen und Heimat für Florence.

Die einflussreiche Violet Gamart (Patricia Clarkson) aber will, dass sich das ändert. Ihr schwebt ein Kulturzentrum für regionale Kunst darin vor, wie sie nicht müde wird zu betonen. In Wahrheit fürchtet sie um einen Kontrollverlust in ihrem Heimatort – vor allem, als der Buchladen immer mehr Kunden anzieht. Um das zu verhindern, legt Lady Gamart Florence Steine in den Weg, wo sie kann.

So spielt sie Florence etwa die erste Ausgabe von Vladimir Nabokovs “Lolita” zu – wohl wissend, dass der Stoff Skandalpotenzial hat. Florence nimmt “Lolita” trotzdem in ihr Sortiment auf. Prompt beklagt Gamart die öffentliche Ruhestörung, die das Buch im Ort angeblich auslöst.

Ganz allein muss sich die zarte Buchhändlerin, deren Mann seit 16 Jahren tot ist, aber nicht gegen solche Giftspritzen wehren. Ein kleines Mädchen namens Christine hilft ihr im Buchladen. Christine hat zwar, wie sie sagt, kein Interesse am Lesen. Das dort verdiente Geld kommt dem Kind aus einer Arbeiterfamilie aber gerade recht. So entspinnt sich eine Art Freundschaft. Zarte Bande knüpft Florence auch mit dem einzigen Bücherfreund im Ort – dem älteren Edmund Brundish (Bill Nighy), der nach dem Verschwinden seiner Frau zurückgezogen lebt und über den die Dorfbewohner wohl ebenso viel reden wie über Florence und ihren Buchladen.

Der Buchladen der Florence Green: Die Kritik

All das bietet Möglichkeiten für einen Film mit großen Emotionen und dramatischen Wendungen. Die Sogwirkung, die das Buch für viele Leser hat, entfaltet der Film aber kaum. Richtig Fahrt nimmt die Verfilmung nicht auf – Konflikte werden nur an der Oberfläche ausgetragen und die für Florence so wichtigen Beziehungen zu Christine und Edmund Brundish werden nicht wirklich mit Leben gefüllt.

Einerseits spiegelt eben diese Oberflächlichkeit wohl die Gesellschaft des Küstenortes im England dieser Zeit wieder. Andererseits macht es das für das Publikum jedoch schwer, emotional wirklich involviert zu sein. Da selbst Florence auf Seitenhiebe und Rückschläge mehr oder weniger mit einem Schulterzucken reagiert, kann man bei den Kinozuschauern kaum erwarten, dass sie mitfiebern.

Wer aber eher leise Töne und unterschwellige Botschaften mag, dürfte Gefallen dem Film finden. Bildtechnisch besticht er unter anderem durch melancholische und stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen. Auch der Konflikt zwischen modernen Einstellungen und Konventionen wird feinsinnig herausgearbeitet. Und am Ende? Ein klassisches Happy End gibt es nicht. Dennoch ist es auf eine Art und Weise versöhnlich – auch weil zum Schluss aufgelöst wird, wer sich hinter der Erzählerstimme verborgen hat.

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(APA/Red)

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