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Der Anfang vom Ende?

Noch vor zwei Jahren waren Tokio Hotel das Maß aller Dinge. Jetzt laufen den Jungs um Bill Kaulitz die Fans davon. Stirbt die Gruppe am Boyband-Syndrom?
Tokio Hotel in der Wiener Stadthalle
Tokio Hotel bei Wetten dass ...

Es sind die Szenen eines Niedergangs, die sich am 31. März vor der Wiener Stadthalle abspielen: Nur wenige Fans tummeln sich vor Wiens größter Konzert-Location, um Deutschlands Boyband-Phänomen Tokio Hotel zu sehen.

Das Licht, das doppelt so hell brennt, …

Es wird kaum gekreischt, vielmehr herrscht eine bedrückende Stille. Wenig später spielt die Band rund um ihren Frontmann Bill Kaulitz vor nur 4.000 Leuten. 16.000 hätten Platz gehabt. Dasselbe Schicksal ereilt die vier Magdeburger wenig später in Paris, wo sie in einer halbleeren Halle musizieren. Der Gig in Nizza wird gar abgesagt – ebenso wie einige Konzerte in Russland. Und auf ihrer Website kriegt man mittlerweile Tickets für die “Humanoid”-Tour sogar umsonst. Kurz: Die erfolgsverwöhnte Band ist in der Krise – und ein Ausweg aus dem Dilemma nicht in Sicht.

Ihre Plattenfirma war auf Anfrage zwar zu keiner Stellungnahme bereit, dafür sprechen die Zahlen Bände – und auch gestrenge Kritiker geben ihren Senf dazu: Weil man vom letzten Album in Deutschland gerade mal 25.000 CDs verkauft hat, poltert DSDS-Zampano Dieter Bohlen los: “Der Erfolg der Band ist im Moment mehr Fake!” Die Band scheint am Ende zu sein. Und das liegt, so scheint’s, in der Natur der Sache.

… brennt nur halb so lang?

Oder vielmehr in der Natur von Boybands, wie Ö3-Musikexperte Eberhard Forcher weiß: “Jede Boyband hat ein Ablaufdatum. Wenn man als Teenieband startet, muss man irgendwann den Sprung in die Erwachsenenliga schaffen. Denn die Fans werden älter und können mit dem Teenie-Image nichts mehr anfangen. Gelingt das nicht, steht man bald alleine da.”

Bei Tokio Hotel dürfte dies nun der Fall sein. “Eine kontinuierliche Karriere ist für Boybands nicht möglich?, erklärt Forcher. “Du scheiterst an deinem Publikum. Denn statt kreischender Teenies müsstest du plötzlich junge Erwachsene ansprechen. Die beiden Zielgruppen sind aber nicht kompatibel. Take That haben es als Einzige geschafft – aber sie hatten Riesenglück, weil sie jahrelang weg vom Fenster waren und ihr Ex-Mitglied Robbie Williams in dieser Zeit alle Aufmerksamkeit auf sich zog.”

Von einem solchen Schritt sind Tokio Hotel weit entfernt. Statt als Solokünstler sorgt Sänger Bill Kaulitz in letzter Zeit eher als Model für Furore – was der 1,83-Meter-Bursche seinem androgynen Look verdankt, von dem Stardesigner Wolfgang Joop sagt: “Bill verpasst uns Deutschen gerade ein neues Image. Dafür bin ich ihm dankbar!” Die nahe (und öffentliche) Zukunft scheint also gesichert – zumindest für ein Bandmitglied.

(seitenblicke.at/Foto: dapd)

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