„Der Abschied fällt mir nicht leicht“ – Pfarrer Spieler geht in Pension

Im VN-Heimat-Interview beantwortet der noch amtierende Frastanzer Pfarrer und Dekan Herbert Spieler dutzende Fragen über sein Leben, seine Berufung und gibt auch tiefgründige Einblicke.
VN-Heimat: Was hat Sie dazu bewogen, den Beruf bzw. die Berufung Pfarrer zu werden, zu ergreifen?
Herbert Spieler: Meine Eltern waren religiös und haben dies beispielhaft mit dem weltlichen Leben verbunden. Wir haben an der religiösen Praxis teilgenommen, ich war Ministrant, Oberministrant, Sänger und Jungscharleiter in der Pfarrei St. Gallus in Bregenz und hatte Kontakte zu Pfarrern und Kaplänen. Das war eine starke Ausstrahlung. Während und nach dem Gymnasium nahm ich an der Marianischen Kongregation teil. Ich beschloss, Priester zu werden. Nach der Matura begann meine theologische Laufbahn im Priesterseminar in Innsbruck. Damals wollte ich es einfach probieren, wusste allerdings nicht, ob es „funktionieren” würde. Der Universitätsprofessor Karl Rahner weckte in mir besonders viel Interesse für Religion und Theologie. Es war die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, die sehr bewegend war.
VN-Heimat: Aus heutiger Sicht: Würden Sie diesen Beruf wieder wählen oder was wäre eine denkbare Alternative für Sie?
Herbert Spieler: Selbstverständlich. Ich würde ihn wieder wählen, auch wenn es viele denkbare Alternativen gäbe. Mit so vielen Menschen Kontakt zu haben und Menschen in schönen oder schwierigen Situationen zu begleiten, da bin ich immer dabei. Seien es Vermählungen, Kommunionfeste, viele andere Feste, aber auch Krankensalbungen, Beerdigungen und Trauerbegleitungen. All das wäre in keinem anderen Beruf möglich gewesen. Wenn ich durch den Friedhof gehe, dann denke ich an weit über tausend Menschen, die ich beerdigt habe.
VN-Heimat: Auf welche Höhepunkte in Ihrer Laufbahn als Priester blicken Sie zurück?
Herbert Spieler: Die Gründung des ersten Pfarrgemeinderats im Land und die erste Wahl, die damit verbunden war, fand in Hard statt. Das ist einer der vielen Höhepunkte meines Wirkens. Wir konnten tatsächlich Gemeinde „aufbauen”. Es entstanden die ersten „Jazz-Messen”, die nicht nur von den jungen Menschen sehr gern angenommen wurden. Im Fasching luden wir Kinder ein, kostümiert in die Kirche zu kommen und mitzufeiern u.v.m. Nach zehn Jahren Tätigkeit in Hard beschloss ich, für ein viertel Jahr in ein Meditationskloster in die Schweiz zu gehen. Für ein weiteres halbes Jahr machte ich Krankenhausseelsorge in einer Klinik in Bonn. Zusammen mit Elmar Simma erneuerte ich in Vorarlberg die Krankenhausseelsorge. Danach rief mich der damalige Bürgermeister Harald Ludescher von Frastanz an und fragte mich, ob ich nicht Pfarrer in Frastanz werden wolle.
VN-Heimat: Was war das Besondere für Sie, in Frastanz tätig zu sein?
Herbert Spieler: Die neue Verwirklichung von Gemeinschaft und das Leitungsteam, das wir miteinander gebildet haben, ist bis heute etwas Besonderes. In Frastanz gibt es nicht nur einen Pfarrer, der alles bestimmt, sondern ein Team, in dem jeder Teilnehmer gleich viel „zu sagen hat”. Wie in andern Pfarrgemeinden gibt es die verschiedenen Gruppierungen, den Pfarrgemeinderat, den Pfarrkirchenrat, die Arbeitskreise, die Frauen- und Familienrunden und vieles mehr. Das Besondere in unserer Frastanzer Pfarre ist, dass die „spirituelle Leitung” beim Pfarrer liegt, die „organisatorische Leitung” der Pfarre beim Organisationsleiter. Auch, dass seit Anfang Frauen in der Leitung mit dabei waren und wir eine moderne Linie gefahren sind. Die Schaffung vom „Wohnen für Jung und Alt” war mir ein besonderes Anliegen. Auch das „Junge Wohnen” ist ein wichtiges Projekt in unserer Pfarrei. Der Ausbau des Pfarrzentrums und des „Domino’s, sHuus am Kirchplatz” mit der Bibliothek, sowie dem Weltladen, und auch das „Geistliche Zentrum” mit den Geistlichen Schwestern, gehören zu diesen Highlights. Für die Jugend wurde das Jugendhaus geschaffen. Auch die pfarrlichen Zivildiener und die Auslands-Zivildiener und die Ausbildung der Auslandsdiener von ganz Österreich waren und sind nach wie vor wichtig. Nicht zu vergessen die Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde, die wirklich Vieles ermöglichte, war ausgezeichnet.
VN-Heimat: Gab es auch Schwierigkeiten und Momente, wo Sie all Ihre Kraft einsetzen mussten? Wollten Sie nie im Amt des Bischofs tätig sein?
Herbert Spieler: Zweimal hatte ich eine Synkope während des Gottesdienstes. Dies war auch ein Aspekt, wo mir deutlich wurde, dass „es reicht”. Um auf Ihre andere Frage zu antworten: Bischof zu werden war nie meine Intention. Ich habe früher schon in der Zeitung geschrieben, dass ich dieses Amt nicht annehmen würde, weil man es dann den „Rechten” und den „Linken” recht machen muss.
VN-Heimat: Was sind Ihre Pläne für den bevorstehenden Ruhestand? Gibt es Dinge, die Sie jetzt gerne tun möchten?
Herbert Spieler: Ich werde den Frastanzerinnen und Frastanzern „erhalten” bleiben und nicht untätig sein. Ich werde in das Wohnen für Jung und Alt gehen, jedoch dem künftigen Pfarrer absolut „nicht ins Handwerk pfuschen”. Zum Thema „Frieden” möchte ich manches tun, weil der Einsatz für dieses Thema mir so wichtig erscheint. Am 28. Juni feiere ich mein 50-jähriges Priesterjubiläum („Goldenes Priesterjubiläum”) und gleichzeitig auch meinen „Abschied”, sicherlich mit der ganzen Pfarrgemeinde und mit vielen Gästen.
VN-Heimat: Welche Botschaft möchten Sie den Menschen mitgeben?
Herbert Spieler: Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen von Gott geliebt fühlen und auch „spüren”, dass das Wichtigste auch in der Pfarre die Liebe ist. Die Liebe zu „leben”, auch die konkrete Liebe zu den Armen im Ort und auch „in der Ferne”, wo Not ist, sollte ein besonderes Anliegen der Menschen sein. So sollte z.B. jede Pfarre irgendwo ein Projekt haben, um die Armen zu unterstützen, ohne aber die eigene Bevölkerung zu übersehen.
Ich danke unserm Pfarrteam sehr herzlich. Außerdem den vielen Aktiven in unserer Pfarrgemeinde! Einen herzlichen Dank und lieben Gruß an alle in Frastanz, im Dekanat Feldkirch und darüber hinaus!
Herbert Spieler, Dekan