“Hag: Es gab einen Plan zur Vertreibung der Albaner”, titelte die regierungsnahe Tageszeitung “Politika”.
“Milutinovic freigesprochen, für die Restlichen 96 Jahre Haft”, so “Danas”. “Ein Jahrhundert Haft für die ehemalige Spitze”, titelte das Boulevardblatt “Vecernje novosti” seinen ausführlichen Bericht. “Drastische Strafe für Generäle, Milutinovic freigesprochen” heißt es auf der Titelseite der Tageszeitung “Blic”.
Höchste Regierungspolitiker zeigten sich nach dem Urteilsspruch eher zurückhaltend. Premier Mirko Cvetkovic bezeichnete die Haftstrafen allerdings als “ziemlich unangemessen” im Vergleich mit dem vorjährigen Freispruch für den früheren kosovarischen Premier und ehemaligen Kommandanten der extremistischen albanischen “Befreiungsarmee des Kosovo” (UCK), Ramush Haradinaj.
Der Leiter der Regierungsstelle für Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht, Rasim Ljajic, meinte, dass das Urteil erneut einen Anstieg der Haag-feindlichen-Stimmung in Serbien bewirken könnte. Auch er zog in diesem Zusammenhang Parallelen zum Urteil im Fall Haradinaj, der sich vor dem Haager Gericht der Kriegsverbrechen an kosovarischen Serben im Jahr 1998 zu verteidigen hatte.
Schärfer intoniert war der Kommentar des Vizepremiers und Innenministers Ivica Dacic, dessen Sozialistische Partei 1999 an der Macht war. Das Urteil des Haager Gerichtes habe bestätigt, dass das ganze Verfahren von Anfang an ein politisches gewesen sei, meinte Dacic in einer ersten Reaktion. “Wir vertreten den Standpunkt, dass es gilt, alle, die Kriegsverbrechen begangen haben, zu bestrafen. Es ist aber absolut sicher, dass der serbische Staat weder Genozid noch Verbrechen an anderen Völkern systematisch durchgeführt hat”, ist Dacic überzeugt. Der aktuelle Sozialistenchef war in den 90er Jahren Parteisprecher.
Das Haager Tribunal hat bei der Verkündung des Urteils die von den jugoslawischen und serbischen Sicherheitskräften begangenen Kriegsverbrechen am Beispiel von 13 Gemeinden, darunter auch Pristina und Mitrovica, geschildert.
Der einstige Präsident Serbiens, Milan Milutinovic, der am Donnerstag von allen Vorwürfen der Kriegsverbrechen freigesprochen wurde, soll am Nachmittag mit einem Linienflug der Luftfahrtgesellschaft JAT nach Belgrad zurückkehren, meldeten am Freitag serbische Behörden.