AA

Den Begriff „Heimat“ neu definiert

Die aktuelle Ausstellung ist bis 11. Juli zu sehen.
Die aktuelle Ausstellung ist bis 11. Juli zu sehen. ©Elke Kager Meyer
Die aktuelle Ausstellung in der Nenzinger „Artenne“ erzählt zehn Fluchtgeschichten von Frauen
Zuhause in mir

„Wann würdest du flüchten?“ Diese Frage stellte Ingrid Böhler von der Pfarrcaritas ganz zu Beginn der Vernissage zur aktuellen Ausstellung in der Nenzinger „Artenne“ in den Raum. Vor Krieg? Vor Hunger? Vor Verfolgung? Zehn Frauen aus Syrien, Afghanistan, dem Libanon sowie der Türkei erzählen in der Ausstellung „Zuhause in mir“ ihre Geschichten. Was die Frauen vereint? Sie alle sind aus ihrer Heimat geflüchtet und riskierten dabei nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Kinder.

Erinnern oder vergessen?

„Wir alle kennen die Flüchtlingsströme aus den Medien. Doch wir wollten ganz gezielt die weibliche Sicht der Flucht aufzeigen, denn sie haben meist keine Stimme in der Öffentlichkeit“, so Ingrid Böhler, Fachbereichsleiterin der Pfarrcaritas. Einfach war es nicht, Frauen zu finden, die ihre ganz persönliche Geschichte erzählen wollten. „Zu groß war die Angst, zu traumatisch die Erlebnisse“, erzählt Ingrid Böhler weiter. Die Vorarlberger Künstlerin Bianca Tschaikner gab den Frauen ein Gesicht „das sie leicht, mystisch und fast wie Fabelwesen erscheinen lässt.“ Lena Seeberger und Astrid Neumayr konzipierten und gestalteten die Ausstellung.
„Es ist normal, verschieden zu sein“
Caritasdirektor Walter Schmolly unterstrich bei seinem Impulsvortrag die Wichtigkeit eines guten gesellschaftlichen Miteinanders: „Das Nebeneinander birgt die Gefahr, ein Gegeneinander zu werden.“ Eine inklusive Gesellschaft sei dabei immer ein Prozess. „Was uns alle Menschen verbindet ist viel mehr als das, was uns unterscheidet. Und das Verbindende ist schon da – es muss nur entdeckt und gelebt werden.“ Gelingen kann das seiner Meinung nach vor allem durch Respekt dem Anderen gegenüber, Empathie und dem Interesse am Gegenüber. Papst Franziskus habe es so schön formuliert: „Wir brauche ein Europa des Humanismus, das muss die Zukunft sein.“

Ein lauer Sommerabend
„Endlich sind wieder kulturelle Veranstaltungen möglich“, freute sich auch Kulturausschuss-Obmann Benedikt Drexel, der im Anschluss an den offiziellen gerne im Artenne-Garten verweilte. Den lauwarmen Frühsommerabend sichtlich genossen auch die „Hausherren“ Helmut und Hildegard Schlatter, Gitarrist Patrick Honeck, Sabine Fulterer, Silvia Kink-Ehe und Mirjam Vallaster von der youngCaritas sowie der Landtagsabgeordnete Christoph Thoma. Ein weiterer Veranstaltungstipp: Am 30. Juni findet um 19 Uhr ein Erzählabend zum Thema Flucht statt. Unter dem Motto „Brücken zu einem gelingenden Miteinander“ erzählen Gerlinde Sammer (Gemeinde Nenzing), Vahide Aydin (Landtagsabgeordnete), Markus Roth (Flüchtlingshilfe), Omar Kasim (Lerncafé) und Helmut Schlatter (Artenne) über Erfahrungen, unterschiedliche Perspektiven und mögliche Lösungsansätze. Gemeinsam mit den Musikern Moussa Cissokho und Andreas Amann laden sie auch dazu herzlich ein. Um vorherige Anmeldung wird gebeten, um die Corona-Schutzbestimmungen einhalten zu können: www.artenne.at.

  • VIENNA.AT
  • Gemeinde
  • Den Begriff „Heimat“ neu definiert