Bürgerinitiative machte Nadelöhr Lustenau für Schwerverkehr dicht

Die Sperre dauerte von 8.00 bis 12.00 Uhr und verursachte erhebliche Verkehrsbehinderungen im Großraum Lustenau. Täglich sind laut Zählungen im Bereich des Grenzübergangs Au rund 20.000 Fahrzeuge unterwegs, 2.500 davon sind Lkw.
Über eine Verkehrsverbindung zwischen der Rheintalautobahn (A14) und dem Schweizer Autobahnnetz wird im Ländle seit Jahrzehnten gerungen. Das geplante Straßenprojekt S18 wurde zum Ärger der verkehrsgeplagten Lustenauer nach jahrelangen Diskussionen gekippt, weil die Strecke mitten durch ein Vogelschutzgebiet geführt hätte. Am Dienstagabend wurde nach einem mehrjährigen Planungsprozess zwei Straßen-Varianten zur weiteren Verfolgung empfohlen. Eine Inbetriebnahme einer Straße soll jedoch nicht vor 2024/25 möglich sein. Naturschützer kündigten zudem bereits neuerlichen Widerstand an.
Die Initiatoren der Protestaktion wollten am Donnerstag erreichen, dass kurzfristige Maßnahmen, etwa eine Auffächerung des Verkehrs, sofort kommen. “Es geht vor allem darum, die unnötigen Fahrten durch Lustenau zu drosseln. Viele der Kies-, Müll- und Öl-Transporte könnten gut über die Schiene abgewickelt werden”, so Organisator Siegfried Hämmerle. “Wir wollten einfach etwas tun”, sagte Hämmerle über die am Stammtisch entwickelte Idee zum Protest. Man werde in punkto Entlastung schon 30 Jahre von der Politik im Stich gelassen. Während die geschätzten insgesamt 200 Teilnehmer in der Früh zunächst zögerlich eintrudelten, entwickelte sich im Laufe des Vormittags auf der sonst so vielbefahrenen Straße dank eines Verpflegungsstands geradezu Volksfestatmosphäre. “Es ist hier so schön ruhig, so wünschen wir es uns”, rief ein Alleinunterhalter ins Mikrofon und spielte auf einer mitgebrachten Anlage Musik.
“Eine Katastrophe”, so zwei ältere Teilnehmer über den Verkehr. Dass die Aktion hilft, glaubten sie nicht. “Das ist ohnehin nur Blabla hier, ändern wird sich nichts, und eine neue Straße – das werden wir nicht mehr erleben”, erklärte einer. “Es gibt nur Stau hier, sogar am Samstag stehen sie schon um 9.00 Uhr früh”, sagte eine Anrainerin, die mit ihren Kindern an dem Protest teilnahm. Man könne wegen der Lärmbelastung kaum mehr draußen sitzen oder das Fenster öffnen. Sie sei für eine effizientere Zollabfertigung. “Ich wohne direkt an der Hauptstraße. Der Verkehr hat in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen, an vielen Tagen gibt es kein Durchkommen”, so auch ein 30-jähriger Teilnehmer.
Auch die Kommunalpolitiker beteiligten sich an der Aktion. In Lustenau gebe es einen Schulterschluss, dass kurzfristige Entlastungsmaßnahmen, etwa ein vorgezogener Anschluss St. Margrethen (St. Gallen), nötig sind. Es sei gut, dass man mit einer Straßenlösung 2025 eine Perspektive habe, “aber was passiert bis dahin?”, fragte Bürgermeister Kurt Fischer (V). Wenn etwa der Durchfluss durch den Pfändertunnel bei Bregenz durch die zweite Röhre erhöht werde, steigere dies auch das Verkehrsaufkommen in Lustenau. Bernd Bösch von den Grünen sprach sich ebenfalls für kurzfristig wirksame Maßnahmen aus, etwa für eine Auffächerung auf mehrere Grenzübergänge. “Das fordern wir schon lange”, erklärte Bösch. “Das ist eine wichtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt”, lobte auch FPÖ-Verkehrssprecher Ernst Hagen. Eine große Lösung müsse im Vordergrund stehen, aber es müsse auch eine kurzfristige Entlastung erreicht werden. Dass sich Naturschützer bereits gegen die Ergebnisse des Planungsprozesses stellten, sehe er als “demokratiepolitischen Wahnsinn”.
Die Behörden hatten sowohl die Bevölkerung als auch die Frächter vorab über die Demonstration informiert. Lkw-Fahrer wurden gebeten, mit ihren Fahrzeugen die Sperre abzuwarten oder großräumig zu umfahren, erklärte Martin Konzett vom Bezirkspolizeikommando Dornbirn. Auf der L204 zwischen Dornbirn und Lustenau habe man auf der zweiten Spur eine Stauzone eingerichtet, so Konzett. In dosierter Weise lenke man die Lkw über Hohenems in die Schweiz. Erhöhtes Verkehrsaufkommen gebe es auch auf den Ausweichrouten, etwa an den Grenzübergängen Höchst und Gaißau (Bezirk Bregenz). Zudem werde man es nach Aufhebung der Sperre mit jenen Lkw zu tun bekommen, die in der Schweiz warteten. Der Rückstau dort betrug laut ÖAMTC gegen 11.00 Uhr rund einen Kilometer. Ausweichende Schwerfahrzeuge verursachten auch am Grenzübergang Feldkirch-Tisis Probleme, hier staute es sich gegen 11.00 Uhr auf rund vier Kilometern Länge.
Organisator Sigi Hämmerle über die Demo
Meinungsumfrage unter den Demonstranten
Impressionen von der Demo